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Bohnert

. Unsere vier Schleidörfer

Bohnert

Historische Wanderung

Bohnert

Auszüge aus: Historische Wanderung Teil II (Bohnert, Hoheluft, Buburg, Königsburg, Hülsen, Bohnertfeld, Eschelsmark, Lundshof), erarbeitet von Bernd Jacobsen und Heinz Zimmermann-Stock, Eigendruck 2007.

Die Broschüren sind im Landgasthaus „Koseler Hof“ erhältlich.

Nach dem Wegzug der Angel-Sachsen Ende des 4. Jahrhunderts war die Halbinsel Schwansen menschenleer war. Irgendwann drangen aus dem Jütischen „Wikinger“ über die Schlei in dieses Land. Es fällt auf, dass es viele gleiche Ortsnamen in Angeln und in Schwansen gibt. „Unter 50 Dorfschaften, die im 15. Jahrhundert in Schwansen erwähnt werden, sind 20 auf –by, 8 auf – mark, 7 auf – nis, 5 auf – bul (byl ?), 4 auf – thorp, 1 auf – with, 1 auf – toft, 2 auf – lev, 1 auf – ornum, 1 auf – sund endigend. Diese Endungen weisen auf jütische Besiedlung hin. Es fehlen Ortsnamen mit niederdeutschen Endungen wie – hagen und –sted. Man könnte daraus schlussfolgern, dass die Neubesiedlung Schwansens sehr spät erfolgte (siehe Waldemars Erdbuch von 1231) und dann vom Norden her geschah. Umso auffallender sind dann drei Ortschaften, die von ihrer Namensgebung her nicht in den Rahmen jütischer oder sächsischer Besiedlung passen. Kosel (Coslev), Maasleben (Maaslev) und Bohnert. Vermutlich stammen sie aus einer noch früheren germanischen Zeit. Besonders für Bohnert, das 1352 erstmals als „Boner“ von der Vikarie des heiligen Kreuzes im Dom zu Schleswig erwähnt wird, scheint festzustehen, dass das germanische Wort bon, was so viel bedeutet wie blank oder weiß (wir kennen diese Wort noch vom Bohnern –blank reiben- des Fußbodens) der Namensgebung zugrunde gelegen hat. Wie heute scheint auch schon in alter Zeit Bohnert ein gepflegter Ort gewesen zu sein. Bernd Jacobsen, ehemaliger Lehrer in Bohnert, brachte folgende Betrachtung in die Namensdeutung: „BON als blank oder weiß kann auch im Sinne von FREI zu deuten sein. Ich kenne das von Weißrussland = FREI von Tartaren. Die Belarussen haben sich einst nämlich erfolgreich gegen die Tartaren gewehrt und ihr Land von ihnen sauber gehalten!“ Eine weiße Weste haben, meint ja auch keine Farbbezeichnung, sondern bedeutet frei sein von Verfehlungen. Heute hat Bohnert gut 300 Einwohner, eine Feuerwehr mit Sozialraum, 3 landwirtschaftliche Betriebe, einen Brautmodenverleih, eine Steuerkanzlei, ein Architektenbüro und Baubetrieb und eine Tischlerei.

Bohnert, geschichtlicher Überblick

Bohnert wurde 1352 erstmals urkundlich erwähnt und war bis zur Einkoppelung im Jahre 1777 im Besitz des Gutes Eschelsmark. 1793 wurde für das Gut Eschelsmark die Leibeigenschaft aufgehoben und die Flächen wurden parzelliert. Im Jahre 1977 schlossen sich die Gemeinden Bohnert und Kosel zur Gemeinde Kosel mit heute 1400 Einwohnern und einer Gemeindefläche von 2.000 ha zusammen. Seit 1986 unterhält die Gemeinde Kosel eine Partnerschaft zu der französischen Gemeinde La Meziere ca. 20 km nordwestlich von Rennes in der Bretagne. Es fehlt eine umfassende Aufarbeitung der Geschichte „Bohnert“. Vieles an wahrer Geschichte schlummert hier einfach, ist über die Jahrhunderte in Vergessenheit geraten, weil sich kein Historiker fand, sie aufzudecken. Und doch verraten Namen wie Königsburg, Kaiserstraße, Gutsbezirk, Lustberg und Finsterstern, dass Bohnert nicht abseits von gesellschaftlichem und historischem Geschehen gelegen hat. Das Dorf Bohnert hat noch heute erkennbare mittelalterliche Strukturen. Durch die Einnahmebücher des Schleswiger Bischofs erfahren wir zuerst etwas über die Besitz- und Kulturgeschichte des Dorfes Bohnert. Im 15. Jahrhundert stand an der Spitze des Schleswiger Bistums der Bischof, „dem die Domherren zur Seite treten“ mit ihren verschiedenen Aufgaben im Bistum von der Sakraments- bis zur Finanz- und Bauverwaltung. Das Bistum ist in Propsteien eingeteilt. Schwansen ist die größte Propstei, allerdings mit den wenigsten Kirchen, was wiederum ein Indiz für eine dünne Besiedlung zu der Zeit ist. „Die einzelnen Grundbesitzer zahlten den Zehnten, der zumeist in Getreide, vorwiegend in Roggen geleistet wurde. In den Einnahmeregistern ist die Zahl der Hufen genau angegeben, ebenso die Namen der Bauern, welche besondere Abgaben zu leisten hatten. Außerdem hatte der Bischof Äcker, Wälder, Wiesen, Fischereien, die er verpachtete, deren Ertrag war seine persönliche Einnahme. Diese Besitzungen sind ebenfalls sorgfältig verzeichnet und die Randbemerkung von des Bischofs eigener Hand: Sie können mehr geben, lässt erkennen, dass der Bischof seinen Vorteil zu wahren wusste. „Wie der Bischof hatte auch das Domkapitel Besitzungen, die im ganzen Lande zerstreut lagen, bald ganze Bauernhufen, ja Dörfer, auch Waldungen. Darüber gab es ebenfalls eigene Register. Jede Kirche hatte einen Pfarrherrn, den Rektor der Kirche, in vielen Gotteshäusern waren Nebenaltäre für verschiedene Heilige, jeder Altar wurden von einem eigenen Vikar versehen. 1352 besaß die Vikarie des heil. Kreuzes im Dom zu Schleswig 2/12 Hufen in Bohnert, das ist die älteste Urkunde über das Dorf. 1463 waren es bereits 12 Hufen, eine davon gehörte vor 1540 zum „Altar St. Johannes Evangelistä am Dom“. Sie wurde 1540 von Georgius Rughe an Heinrich Rantzau zu Eschelsmark verkauft, der zu diesem Zeitpunkt bereits die anderen 11 Hufen besaß. „Im Jahre 1686 waren in dem damals zu Eschelsmark gehörigen Dorfe 12 Hufner, 5 Wurtsitzer, 4 Heuersleute.“ In den nächsten Jahrhunderten sind die Hufen im Wesentlichen bei Eschelsmark (damals gehörte das Dorf Bohnert zum Jurisdiktionsbereich des adligen Guts) geblieben. Drei wurden dem Gut Eschelsmark direkt einverleibt, eine Hufe wurde 1789 an das Gut Ornum verkauft. Als 1793 Friedrich August von Qualen für das Gut Eschelsmark die Leibeigenschaft aufhob, wurde, wie bereits erwähnt, gleichzeitig das Dorf Bohnert verkauft. So entstand aus den verbliebenen „8 Bohnerter Hufen, den Wurtsitzerstellen sowie der 1. Parzelle von Eschelsmark die Bohnerter Dorfflur. Mit der Aufhebung der Leibeigenschaft 1793 wurde ebenfalls die Feldgemeinschaft aufgelöst, im Ornumer Teil dauerte die Feldgemeinschaft allerdings bis 1899. Nach dem Ersten Weltkrieg werden die bisherigen Gutsbezirke (1928/29) aufgelöst. Eschelsmark kam zu Bohnert, Ornum mit Missunde zu Kosel. Nach dem Zweiten Weltkrieg erlässt der Landtag 1949 eine Amtsordnung, die Kosel zum Amt Fleckeby und Bohnert zum Amt Rieseby schlägt. 1966 wird die Amtsordnung wiederum geändert und 1970 das Amt Schlei gebildet, zu dem nun die Ämter Fleckeby und Rieseby gehören, vier Jahre später folgt eine Kreisreform. Kosel liegt seitdem im Kreis Rendsburg-Eckernförde. Am 23.03.1976 hat sich die Gemeindevertretung Bohnert mit 6:3 Stimmen für den Zusammenschluss entschieden. Mit der Kommunalreform vom 01.01.1977 erfolgte die Zusammenlegung der Gemeinden Bohnert und Kosel zur Gemeinde Kosel mit den Dörfern Bohnert, Kosel, Missunde und Weseby. Sie bilden heute die Kommunalgemeinde Kosel. Es entspricht ganz dem Selbstbewusstsein der Bohnerter Bevölkerung, dass hier nicht von Eingliederung, sondern von Zusammenlegung die Rede ist. Die Kirchengemeinde Kosel ist größer und umfasst zusätzlich Ahrensberg, Fleckeby, Götheby, Güby, Holm, Hummelfeld, Louisenlund und Wolfskrug.Die Sitze in der Koseler Gemeindevertretung (Stand 18.01.2010) sind wie folgt verteilt: 8 CDU, 3 Freie Wählergemeinschaft Kosel, 1 Die Grünen, 1 Südschleswigsche Wählervereinigung. Die CDU stellt den Bürgermeister.

Schule Bohnert

Der Schulbetrieb in Bohnert ist seit 1730 belegt. Die Schüler kamen aus Bohnert, Eschelsmark, Lundshof, Ornum und der Büstorfer Ziegelei.

Es fing mit einer einklassigen Schule an. Der Lehrer unterrichtete in seinem Wohnzimmer. Die Erstklässler hockten gewöhnlich auf dem Boden und über die Zeit konnten sie Sitzplätze erlangen. Im Riesebyer Kirchenarchiv ist ausgewiesen, dass es 1730 einen Schulmeister in Bohnert namens Borchert Ihrens gegeben hat. Bohnert hatte Glück und Pech mit seinen Lehrern. Manche waren zänkisch, unbeliebt, unreinlich, unsittlich, andere wiederum redlich, geliebt, fleißig und hochgeschätzt. Einige haben noch im Alter von 70 Jahren unterrichtet. Unter ihnen befinden sich ein ehemaliger Polizist, ein Küstersohn, einer, der sich neben der Lehrertätigkeit auch dem medizinischen Beruf widmete. Er hatte vier Semester Medizinstudium hinter sich. Es gab auch Aufsteiger unter ihnen, einer wurde Organist, ein anderer Rektor in Schleswig.Einer wurde sogar richtiggehend zu einem Wohltäter für Bohnert. Es ist der bereits erwähnte Lehrer und Mediziner Wilhelm Dohrmann der von 1837-67 in Bohnert unterrichtete. „Als Lehrer hat D. hier im Dorfe und in der Umgegend zugleich auch als Arzt praktiziert.  Seine Frau war Distriktshebamme (... und sorgte so teilweise mit für den Erhalt der Schule). Dazu heißt es in der Schulchronik: „In den ersten Jahren lebte er mit einer Jüdin ungetraut zusammen. Als dieses bekannt wurde, sollte er seines Amtes entsetzt werden. Durch Verwendung des Schulpatrons v. Ahlefeld zu Saxtorf ist D. aber im Amte geblieben. Seine Frau wurde darauf von  dem Pastor in Rieseby einige Zeit in der christlichen Religion unterrichtet und nach abgelegtem Glaubensbekenntnis in der Kirche zu Rieseby getauft und darauf dem D. angetraut. Zu bemerken sei hier noch, dass D’s Frau zugleich Districts-Hebamme gewesen. Nach vieljähriger Ehe starb diese Frau u. D. heiratete später wieder; hat aber mit der zweiten Frau kein glückliches Leben geführt. Dohrmann blieb zeitlebens mit seiner Familie ein Gönner Bohnerts. Das ist um so erstaunlicher, als dass es „Zerwürfnisse mit der Commune, sowie mit seiner vorgesetzten Behörde“ gab, die ihn um die Pensionierung ersuchen ließen. Nach seiner Pensionierung zog er nach San Franzisko. „Er lebte in Amerika bei seinen Kindern und bezieht eine jährliche Pension von 360 M. Dohrmann starb am 18.07.1914 in San Franzisco. Der Sohn Dormanns, Friedrich Wilhelm August Dohrmann, in Kosel konfirmiert, blieb seinem Geburtsort Bohnert zeitlebens sehr verbunden, wie ein Auszug aus der Bohnerter Schulchronik belegt: „Am 13. Oktober fand hier eine gar eigenartige und schöne Feier statt, ein rechtes Heimatfest. Der Großkaufmann F.W. Dohrmann in San Francisco, einer der angesehensten  Bürger dortiger Stadt, ist ein Sohn des von 1837 – 1867 in Bohnert angestellten Lehrers Dohrmann. 1858 verließ F.W.Dohrmann kurz nach seiner Konfirmation die Heimat und wanderte aus nach Californien. Obwohl er in der Welt viel Bemerkenswertes fand, Reichtum und Ansehen, hat er doch seine alte Heimat nicht vergessen und an ihrem Geschick regen Anteil genommen, wo er Not und Elend traf, geholfen und manches Schöne gefördert. Jetzt, 1912, weilte er mit seiner Frau und seiner Schwester Blanca, verwitwete Paulsen, in Deutschland und lud alle seine Mitkonfirmanden, die mit ihm vor 54 Jahren die Schule verließen, lauter Damen und Herren von 70 Jahren, zu einer Zusammenkunft nach Bohnert. Alle waren erschienen, und es gab ein gar lustiges Wiedersehen. Nach einem Mittagsmahl im Gasthause (21 Personen) ging es nach der Schule, wo sich das ganze Dorf versammelt hatte, auch die Schuljugend. Dohrmann nebst seiner Schwester schenkte der Schule ein wertvolles Grammola. Außerdem erhielt jedes Kind ein kleines Geschenk. Darauf fand noch ein gemeinsamer Kaffeetisch für 72 Personen statt, Bekannte der Dohrmannschen Familie. Jeder Hausvater erhielt einen Becher geschenkt, zum Andenken an diesen Tag, japanische Arbeit, mit Ansichten von San Francisco.“ Peter Hansen aus Bohnertfeld weiß aus Erzählungen seines Vaters dieses zu bestätigen, leider konnten wir trotz Zeitungsanzeige keinen solchen Becker mehr auftreiben. Die Schulchronik berichtet auch weiterhin mehrfach über Spenden, so z.B. für 1921: „Unsere Freunde in Amerika standen in der Not der Heimat auch im verflossenen Jahr uns treu zur Seite. Familie Dohrmann in San Franzisco sandte dem Lehrer zur Verteilung an Bedürftige: 11141,20 M, davon entfielen 1114 M an die Schule zur Beschaffung von Lehrmitteln; außerdem 1143 M, für die der Lehrer 29 Anteile Kleidung aller Art erwarb und austeilte, darunter 1 neuen Anzug“; außerdem Anfang Januar: 213 Pfund feinstes Weizenmehl, 80 Pfund Reis, 40 Pfund geräucherten Speck, 12 Kannen Corned Beef, 72 Kannen eingedickte Milch, 21 Pfund Zucker, 61/2  Pfund Kakao.

1890 wurde Christian Friedrich Kock aus Loose Schulmeister in Bohnert. Er wird hier besonders erwähnt, weil er der Autor zweier hier oft zitierter Bücher über die „Volks- und Landeskunde der Landschaft Schwansen“ (1898 und 1912) ist. Christian Kock war Respektsperson in Bohnert, der nicht nur unterrichtete und seine Heimat erforschte, sondern u.a. auch Ansprechpartner in Familienangelegenheiten war, Trauerreden hielt und mit seinen Sonntagsfeiern kulturelles Leben im Dorfe förderte. Er unterrichtete bis 1928 in Bohnert. Die Schulleiter vor ihm kann man in seinem „Schwansenbuch“ nachlesen, die nach ihm werden hier aufgelistet:

1928 –1939 Paul Jacob Meints

1939 –1943 kommissarische Leitung durch die Schulleiter von Rieseby, Kosel und Missunde, da Lehrer Meints Wehrdienst leistete

1943 –1945 Fräulein JohanniMai – September 1945 war die Schule geschlossen und von Soldaten belegt.

Ab 01.10.1945 fand wieder Schule für die Grundschüler durch den Lehrer Erich Pagel statt. Lehrer Meints liegt noch schwer verwundet in Süddeutschland.Die Fächer Deutsch, Geschichte und Erdkunde blieben verboten. Wissbegierige Oberstufenschüler wurden aber in die Grundschule mit aufgenommen, die Fächer Heimatkunde und Schreiben erfuhren natürlich eine „weite Ausdehnung!Am 14.01.1946 wurde auch der Unterricht für die Oberstufe wieder freigegeben bis auf die nach wie vor verbotenen Fächer. Diese Verbote werden erst im Mai 1946 aufgehoben.

1948 –1951 Paul Jacob Meints, der wieder genesen ist. Er verstirbt am 25.03.1951

1951-1960 Heinrich Klaus Suhr

1960 –1966 Willi Beckmann, letzter Schulleiter in BohnertDie Schule Bohnert wird aufgelöst und der Schulverband Rieseby-Bohnert gegründet. Die Bohnerter Schulkinder werden fortan in Rieseby beschult.

Finsterstern

Eine kleine unscheinbare Halbinsel. Man gelangt zu ihr, wenn man der aus Bohnert führenden Kaiserstraße folgt. Am Ende des Redders, an der Weggabelung Buburg/Königsburg, wird man für alle Anstrengungen, die der lange Weg mit sich bringt, durch einen einmaligen Blick auf die Schlei belohnt. Links nach Buburg und Finsterstern einerseits und rechts zur Königsburg andererseits bietet sich dem Besucher eine wunderschöne Aussicht auf die Schleibucht zwischen den Halbinseln Finsterstern und Königsburg. Hier fehlt eine Bank zum Ausruhen. Schaut man links über die daumenartige kleine Landzunge hinweg, sieht man das Missunder Noor mit dem Campingplatz, und fast geradeaus schauen wir in die Missunder Enge hinein. Ein einmaliger Aussichtsplatz, wenn dann auch noch an einem schönen Wochenende die Segler dort kreuzen sieht. Dabei ist genau diese Stelle der Legende nach Ort eines grauslichen Brudermordes gewesen. Erich Plogpennig, Sohn des Dänenkönigs Waldemar II, will die Niederlage seines Vaters gegen den Schauenburger Grafen Adolf IV bei Bornhöved (1227) und deren Gebietsfolgen vergessen machen und Dänemark zu alter Größe verhelfen. Dabei ist ihm sein eigener Bruder Abel, Herzog von Schleswig, im Weg, der mit der Tochter genau jenes Adolf IV verheiratet ist und sich deshalb den Bestrebungen des Bruders Erich widersetzt. Als Erich 1250 kriegsbedingt nach Rendsburg eilen muss, trifft er angeblich auf der Möveninsel bei Schleswig – dort soll eine Burg gestanden haben – seinen Bruder. Niemand weiß, warum sie sich trafen und ob es gar darum ging, den Streit zu schlichten. Es muss aber dort auf der Möveninsel zu einem Familienkrach gekommen sein, in dessen Folge Herzog Abel seinen Bruder Erich Plogpennig auf ein Boot zerrt und auf der Schlei durch Helfershelfer bei Finsterstern ermordet. Zur Erinnerung an diese Tat soll auf der Halbinsel Finsterstern eine Kapelle errichtet worden sein, die zu einem Wallfahrtsort wurde. Es wird aber auch erzählt, dass dort bereits eine Kapelle gestanden habe und die Mönche in ihr den Leichnam König Erichs bargen. Wir wissen wenig über die Bauart und das Alter der kleinen Kapelle, verkohlte Balken hat man vor etwa 140 Jahren dort gefunden. Auch findet sich dort ein Flintschlagplatz und auf dem Moränenstück vor der kleinen Halbinsel gibt es einen Scherbenfundplatz. Das alles könnte die Existenz einer ehemaligen Kapelle zur Zeit des Brudermordes im 13. Jahrhundert nicht ganz unwahrscheinlich machen. Überdies sind die meisten alten Kirchen und Kapellen in Schleswig-Holstein im 12./13. Jahrhundert entstanden. Wie eine Karte von Reinfried Clasen zeigt, gibt es auffällig viele alte Kirchen besonders im Schleibereich. Solche kleinen Kapellen hat es im Mittelalter an vielen Orten gegeben und sind eigentlich nicht ein Zeichen unbedingter Frömmigkeit des Klerus´, sondern vielmehr ein Ausdruck ihrer Untauglichkeit (manche kannten sich nicht einmal in der Bibel aus) und allgemeinen Verweltlichung, die im 12./13. Jahrhundert nach Einnahmequellen suchte und Wallfahrtsorte gründete, was im Übrigen in der Kirche selbst zur Gegenbewegung, der Gründungen von Bettelorden, führte, die sich ganz der Armut verschrieben. Christian Kock, schreibt, dass unsere Kapelle Finsterstern der Mutter Gottes geweiht gewesen sei und ihr wundertätiges Bild viele Pilger anzog. Kock zieht zum einen als Beweis das Werk von Jakob von Melle „De itineribus lubecensium sacris“ heran, in dem erwähnt wird, dass ein Lübecker Bürger im Jahre 1384 eine Summe Geldes für eine durch seine Magd durchgeführte Wallfahrt zur Kapelle „unserer lieben Frauen zu Vinstersternen“ ausgegeben hatte. Zum anderen zitiert er den Superintendenten von Celle, Joh. Arndt gest. 1621, der in seinem zweiten Buch vom wahren Christentum bekannte Orte wie zum Beispiel auch „finstern Stern“ aufführt, wohin sich Christen begeben, um Gott zu finden. Richtig ist jedenfalls, dass Finsterstern in den mittelalterlichen Jahrhunderten bis zur Reformation allmählich zu einem Wallfahrtsort wurde, weil die Kapelle offensichtlich ein wundertätiges Muttergottesbild beherbergte. Hier konnte man sich nach dem alten Glauben von Schuld lösen und Heilung von Gebrechen und Krankheiten erlangen. So wird auch vom Schleswiger Herzog Friedrich (1471-1533) berichtet, der nicht nur der medizinischen Kunst vertraute als seine Gemahlin Anna von Brandenburg erkrankte, sondern fünf Frauen 1511 nach Schleswig zu der Vikarie des heil. Kreuzes im Dom zu Schleswig schickte, um dort „Wachs“ zu opfern und sieben andere 1512 stellvertretend für seine Frau wallfahren ließ nach Santiago de Compostella. Man hat immer wieder gerätselt, woher dieser Name „Finsterstern“ kommt, aber in Anbetracht des regen Pilgerverkehrs im Mittelalter, der besonders durch den auch durch Schleswig-Holstein führenden Jakobsweg nach Santiago de Compostella in Nord-Spanien (Grab des Apostels Jakobus d.Ä.) geprägt worden ist, liegt eine Deutung bzw. Erklärung sehr nahe. Das Pilgerziel des Jakobsweges endet an der Atlantikküste am so genannten „Ende der Welt“ (lateinisch finis terrae), an dem man sich aus dem Meer die Jakobsmuschel holen kann. Das war sehr gefährlich und nicht selten kam es zu Todesfällen, weswegen dieser atlantische Küstenstreifen auch „Costa da morte“ (Küste des Todes) genannt wurde. Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass Pilgern die über Kosel (die Koseler Kirche war auch eine Walfahrtskapelle) nach Bohnert kamen und in der auf der kleinen Halbinsel abgelegenen Wallfahrtskapelle an der Schlei Station machten, in den Sinn kam, dass sie auch hier an einem einsamen Ende der Welt angekommen seien (finis terrae). Und da über diesem Ort auch der Schatten des Brudermordes ruhte, gab es sogar eine weitere Parallele zum berühmten Pilgerort in Spanien, der sich ja sowohl Ende der Welt (finis terrae) als auch Küste des Todes (Costa da morte) nannte. Der Volksmund hat sich über die Zeit eine eigene Deutung des Namens zurechtgelegt: Der Ort erhielt den Namen, weil sich beim Mord des Königs Erich der Himmel verfinsterte. Es sei dort ein hölzernes Kreuz errichtetet worden und oft haben später Fischer, die in der Wade am Eingang des Ornumer Noors (Küselau) fischten, dort blaue Lichter gesehen, wobei sie immer ein Grausen angekommen sei. Die Bucht vor der alten Burganlage der Königsburg trägt seit Alters her den Namen "Zum finsteren Stern". Eine alte Fangstelle für die Wadenfischerei trug auf einer Wadenkarte vom August 1932 noch diesen Namen. Diese Zeiten des Grausens sind nun vorbei. Genießen Sie von dieser Weggabelung den Ausblick und probieren Sie bitte nicht, auf die Halbinsel zu kommen. Zum einen hat der Besitzer etwas dagegen, und zum anderen müssten Sie über eine Koppel, auf der von Zeit zu Zeit ein aggressiver Bulle grast, der gewiss auch etwas gegen Ihre Anwesenheit hätte. Und ... warum sollte durch Ihr Wagemut die doppelte Namensdeutung dieser Landzunge wieder belebt werden! Wenn Sie Glück haben, dann hat ein starker Nord-West das Wasser aus der vor Ihnen liegende Bucht vertrieben und sie können ein versunkenes Wikingerschiff aus längst vergangenen Zeiten erblicken. Es handelt sich um einen Einbaum von rund 4 Metern Länge und 1 Meter Breite, der etwa ein bis anderthalb Meter unter der Wasseroberfläche liegt. Aber Vorsicht: Anfassen oder gar Ausgraben verboten!

Buburg

Steht man weiterhin an der Weggabelung: Etwa 300 Meter geht es die Straße entlang auf die ehemalige Parzellistenstelle Buburg zu. Seien Sie nicht enttäuscht, sie ist keine Burg und weit davon entfernt, als solche irgendwann einmal Geschichte geschrieben zu haben. Wenn es wirklich einmal dort eine Burg gegeben haben sollte, dann hat sie weiter zum Ornumer Noor hin gestanden. Das heutige Anwesen gehörte einst zum Gut Eschelsmark wie die nahe gelegene Königsburg und die kleine Liebesinsel Kieholm. Kieholm gehörte bis 1873 in politischer Hinsicht zum adligen Gut Eschelsmark, wurde dann in den Kreis Schleswig umgemeindet. 1786 kaufte, wie bereits mehrfach erwähnt, Landrat Friedrich August von Qualen das Gut Eschelsmark, parzellierte das Land 1792 und nach Aufhebung der Leibeigenschaft seines adligen Bezirks im Jahre 1793 verkaufte er Eschelsmark ein Jahr später an seinen Leibeigenen Ulrich Koch aus Bohnert, der schon 1792 die Hufe samt Gebäude bewirtschaftet hatte. Koch kauft dann 1799 den Stamm der Königsburger Hufe dazu. Wahrscheinlich hat von Qualen „1787 eine Buburg erbauen (lassen), die das Gut mit allen landwirtschaftlichen Erzeugnissen versorgen konnte. Ein Schild über dem Wohnhaus „Buburg“ weist heute auf dieses Jahr hin. Allerdings steht dieses ursprüngliche Gebäude nicht mehr, denn das heutige Gebäude ist 1857 errichtet worden (Bilder zeigen Buburg vor und nach dem Brand) und erst nach einem Brand des Wohnhauses im Jahr 1989 ist die frühe Jahreszahl 1787 dorthin gekommen. Niemand kennt die Zusammenhänge. Früher, so berichtet Edith Grünauer in ihrer Familiengeschichte der Delfs, habe an der Giebelwand des 1857 errichteten Gebäudes die Prinzenkrone des Schleswiger Herzoghauses gehangen. 1804 taucht zum ersten Mal der Name Delfs in einem Pfand- und Schuldprotokoll des Gutes, notiert Grünauer. Aus einer Steuerliste von 1811 geht zudem hervor, dass Claus Delfs Parzellist auf Buburg war. Er war der „Ururgroßvater des letzten Landwirts auf Buburg: Fünf Generationen Delfs haben die Hufen Buburg und Königsburg fast 200 Jahre lang als Landwirte bewirtschaftet. Der letzte von ihnen, Werner Delfs, verkaufte seinen Besitz 1983. 1987 erwirbt Frau Dr. Hohensee den Hof. In früheren Zeiten hatten die Besitzer von Buburg der Koseler Kirche Abgaben zu leisten und für die Amtshandlungen Gebühren (jura stolae) zu entrichten, dergleichen ihre Kinder anzuhalten, in Bohnert zur Schule zu gehen und das Korn auf der Ornumer Mühle mahlen zu lassen. Eine Klage von Delfs mit anderen „Bohnerter Consorten“ gegen die Kirche 1875 wegen zu hoher Abgaben an Pastor und Küster wurde vom König stattgegeben und so mussten die Buburger nur noch Brandgeld an die Pfarre zahlen und nicht mehr Butter- und Instengeld, Kornzehnten einschließlich Eier- und Flachslieferung geben. Eine kleine Episode am Rande spielte sich im Deutsch-Dänischen Krieg 1864 auf Buburg zu. Der Setzwirt, Thomas Otzen, Stiefvater des noch unmündigen Delfsnachkommens, musste den abziehenden Dänen ein zweispänniges Fuhrwerk samt Kutscher für Verwundete stellen. Erst nach einem Schriftwechsel und Genehmigung der „Kongeligt Politi Kammer Sonderborg“ durfte er fünf Monate später sein Fuhrwerk aus Sonderburg wieder abholen. Nico Nissen berichtet aus demselben Jahr 1864 in seiner Chronik vom Alten Gutsbezirk Ornum-Missunde folgende Geschichte: Die Gesinnung der Bevölkerung ist auch aus dem Erzählen des Rentners K. aus Bohnert zu ersehen. Er hatte am 2. Februar den Konfirmandenunterricht in Kosel besuchen wollen. Nach 1850 hatte der deutsche Pastor Rönnekamp dem dänischen Pastor weichen müssen. „Wir waren an dem Morgen die einzigen Konfirmanden, nur aus Kosel und Bohnert, die anderen waren gar nicht erst gekommen. Da kam der Pastor Betke zu uns herein und sagte: ‚Kinder geht nach Hause, der Feind kommt’. Da haben wir ihn tüchtig ausgelacht, als er sagte, der Feind käme. Auf dem eiligst angetretenen Heimweg hörten wir auffallenden Lärm. Wir sahen uns um und sahen die Vorhut der preußischen Kavallerie ins Dorf hineinjagen. Wir liefen schnell und gingen in die Bohnerter Schule. Der Lehrer sagte: ‚Dann kommt es bei Missunde zur Schlacht. Wir wollen die Schule schließen und nach Buburg gehen und uns die Schlacht ansehen’. Der stark aufkommende Nebel machte diesen Plan dann allerdings zunichte.“

Königsburg

Ein Stück müssen wir den Weg noch einmal zurück, um zur Königsburg zu gelangen (von Buburg etwa 700 Meter). Dort angekommen steht man vor einem verschlossenen Tor. Viel kann man aus der Ferne von dem heutigen Gebäude Königsburg nicht sehen, es sei denn, der Eigentümer der „Königsburg“ hat seine Erlaubnis zum Betreten gegeben. Gut zu erkennen sind die Salzwiesen, die diese Halbinsel vom Festland fast inselartig abschirmen. Bei ungünstigen Winden gibt es hier Hochwasser und man kann Königsburg auch heute noch wie in alten Zeiten inselartig liegen sehen. Ein hervorragender Platz für eine Burgfestung. Geschichte der Königsburg Das heutige Gebäude (Luftaufnahme und Grafik: Archäologisches Landesamt Schleswig-Holstein, Dr. Willi Kramer), das zwischen hohen Bäumen auf einer kleinen Anhöhe zu erkennen ist, wurde 1902 im Villenstil errichtet. Gleich beim Betreten des Geländes mutet einen kräftige Geschichte an. Im Zuge auch anderer Befestigungsanlagen wurde in der Schleiregion 1415 durch den Dänenkönig Erich von Pommern (1412-1439) die Königsburg erbaut. Er musste sich gegen die Holsten wehren, die sich in ihren 1386 rechtmäßig erworbenen Ansprüchen auf das Herzogtum Schleswig durch seine Vorgängerin, die dänische Königin Margaretha, betrogen sahen und ihn in einen 23jährigen Krieg verwickelten (s.o. unter Geschichtlicher Überblick Schleswig-Holstein). Die Holstenherzöge verbanden sich 1417 mit den Herzögen von Braunschweig und der Stadt Hamburg und zogen gemeinsam gegen Erich von Pommern. Er „musste die Stadt Eckernförde aufgeben. Vor seinem Abzug verwüstete und verbrannte er die Stadt, wahrscheinlich sind damals Rathaus und Kirche ein Raub der Flammen geworden. Dann zog man gegen die Königsburg, konnte aber trotz großer Anstrengungen den Platz nicht gewinnen. Stubbe nahm man ein und verwüstete es gründlich. 1421 und 1426 war die Burg schon im Besitz der Holsteiner, als wenn die Dänen sie schlichtweg verlassen hätten. Sie ist wohl kampflos geräumt worden. Seitdem erlangte sie nie mehr eine Bedeutung. Endlich fand der Streit 1435 im Wordingborger Frieden ein Ende. Die Besitzansprüche der Holsteiner auf Schleswig blieben bestehen. 1649 ist die Burg noch kartografisch erfasst, aber es wird vermutet, dass sie da schon eine Ruine war. In Bohnert wird erzählt, dass sie irgendwann vom Hügel „Lustberg“ mit Kanonen zusammengeschossen worden sei und mit den Materialien die Kirche in Rieseby ausgebessert wurde. Leider gibt es keine Zeichnung, kein Bild von dieser Burg. Christian Kock, schreibt in seinem Buch, dass diese Burg für damalige Zeiten außerordentlich stark befestigt war. Machte allein die Halbinsel und das tiefliegende, zumeist sehr feuchte oder gar überschwemmte Salzwiesengelände zum Land hin die Burg schwer angreifbar, so sicherte ein z.T. dreifaches Wall- und Grabensystem – heute noch sichtbar - auf der Fast-Insel das Gebäude nach dem Prinzip, dass jeweils der innere Wall, den davor liegenden übersehen konnte. Die dazu benötigten Erdmassen sind möglicherweise von einer „nordöstlich von der Burg belegenen Koppel in Kähnen herbeigeschafft worden. War das der nahe gelegene Lustberg? Schlei und Sumpf taten ein Weiteres zum Schutz dieser Burganlage. Bei höherem Wasserstand der Schlei lag die Königsburg einer Insel gleich im Wasser. Die innere Burgfläche erhebt sich nur 5 ½ Meter über dem Wasser. Das umliegende Wiesengelände war 0,50 m hoch. Für die Königsburg ist es erwiesen, dass sie „in geringem Umfange steinerne Fundamente und Mauern besessen“ hat und die „noch erhaltenen archäologischen Spuren oder frühe Dokumente“ lassen eine Turmhügelburg vermuten ... umgeben von natürlichen oder künstlich angelegten Wasserflächen oder in Ringwällen. Zur Zeit Kocks, um 1900, konnte man eine durchschnittliche Tiefe der Gräben von 2-3 Metern noch erkennen. Kock beschreibt das Erkennbare wie folgt: „An der Südseite ist der innere Graben über 4 m tief. Deutlich unterscheidet man noch jetzt eine äußere und innere Burgfläche. ... Erstere ist ein unregelmäßiges Fünfeck, dessen größte Länge 212 m, dessen größte Breite 150 m beträgt. Eine doppelte Umwallung schirmte diesen Teil der Burg. Wie die beigefügte Skizze ausweist, scheint der äußerste Wall nicht überall durchgeführt zu sein; zum Teil ist er von den Fluten hinweggespült. Die innere Burg ist ein Quadrat mit etwa 50 m Seitenmaß. Hier befindet sich an der Südspitze der höchste Punkt, 7,40 m überm Wasserspiegel. Westlich von dieser höchsten Erhebung fand man in der inneren Burg im Jahre 1902 beim Bau der jetzt dort gelegenen Villa die Fundamente eines runden Turmes. Unten waren Findlinge gelagert; der Oberbau hatte aus Ziegeln bestanden, von denen noch einige Reste zu Tage kamen, große, rote Backsteine, wie sie für die Bauten jener Zeit charakteristisch sind. Auch wurden an verschiedenen Stellen eine größere Anzahl Hufeisen, ein Schwertknauf und ein Steigbügel im Erdreich entdeckt. Ein früherer Besitzer, Parzellist Hans Brammer in Bohnert, soll vor Jahren in der inneren Burg Silberplättchen ohne Inschrift gefunden haben, die nach Kopenhagen gekommen sind. Es gibt aber auch Funde von doppelfaustgroßen Steinkugeln, die das erwähnte Gerücht vielleicht stützen könnten, dass die Burg vom Lustberg beschossen worden sei. Der heutige Eigentümer der Königsburg hat die bereits zugewachsenen alten Gräben und Wälle wieder sichtbar gemacht, so dass der Besucher sich ein realistisches Bild vom Umfang der Befestigungen der Burganlage machen kann. 1902 erbaute der Schleswiger Holzhändler Tüxen auf der damals völlig unbewaldeten Halbinsel das heute noch stehende Villengebäude. Es scheint so, als wenn diese neue „Königsburg“ die Verwirklichung seines Jugendtraumes war und gebaut wurde nach dem Motto „My home is my castle“. Wenn man nämlich sehr aufmerksam die alte Schieferbekleidung hoch am Turm betrachtet, sieht man in der Tat noch die Schriftzüge, die vor 100 Jahren das neue Gebäude zierten: „Mein Haus ist meine Burg“. Die Schleibrücke am Westufer der Halbinsel war lange Jahre noch Anlegepunkt für Schleiausflugsdampfer. Das Gebäude hat dann mehrere Besitzer gehabt, bis es 1957 vom Ehepaar Dreiack gekauft wurde. Mit dem Boot haben sie manchmal noch zur Königsburg hinüber gemusst, erzählte die unlängst verstorbene Frau Dreiack. Es war geplant, dort ein Sanatorium einzurichten, was dann durch den Tod von Herrn Dreiack nicht zum Tragen kam. Bis 1989 wohnte Frau Dreiack auf der Königsburg. Es folgte die Organisation „Outward Bound“ , die die Königsburg kommerziell nutze, um mit Gruppen Selbsterfahrungskurse durchzuführen. Dazu wurde das Gebäude innerlich renoviert sowie ein großer wintergartenartiger Raum angebaut. Seit kurzem ist die Königsburg in Privatbesitz von Ralf Runau, der die Teilnehmenden der Historischen Radwanderung vom 15.09.2007 auf dem Gelände der Königsburg herumführte und einen anschaulichen geschichtlichen Abriss dieser Burg mit Bildmaterial gab.

Hülsen

Zu Bohnert gehören auch die Ortsteile Hülsen und Bohnertfeld. Dazu müssen wir wieder nach Bohnert in die Dorfstraße zurück. Hülsen ist hübsch gelegen und hat heute neben einer leider nicht ständig geführten Gastwirtschaft einen kleinen Yachthafen und einen Campingplatz. Der Ortsname Hülsen weist auf sächsische Besiedlung hin. Huls, Hülsen ist im sächsischen Sprachgebrauch ein Landstück mit Hülsen (Ilex aquifolium, Stechpalme). Es wird hier also früher einen Hülsenhain (Ilexhain) gegeben haben. Davon ist heute wenig zu sehen. Wenn wir die Herkunft des Namens im Zusammenhang mit den Ortsnamen Bohnert und Kosel betrachten, dann darf man wohl vermuten, dass hier bereits vor der Zeit der Auswanderung der Angeln und Sachsen nach England (Ende 4. Jahrhundert) hauptsächlich Sachsen gesiedelt haben.  Funde weisen eine eisenzeitliche Siedlungsfäche zwischen Hülsen und Bohnertfeld aus. Es ist hier viel Flintabschlagsmaterial gefunden worden, ein Beweis, dass hier Menschen gesiedelt haben. Das Gasthaus wurde nach einem Brand 1933 neu errichtet. Ende der 50er Jahre entstand der Campingplatz, dann auch der Yachthafen. Jetzt entsteht auf dem Gelände des Campingplatzes das Ferienhausgebiet „Marina Hülsen“. Die Firmengruppe Baltic Boating GmbH baut hier über 38 Ferienhäuser mit Schleiblick im dänischen Stil inclusive Zeltplatz für Rad- und Wasserwanderer, Hausboote, ein Sauna- und Wellnessbereich sowie einen Hafen mit Segelschule und Anleger für die weiße Flotte der Schlei. Hier wird gerne erzählt, dass der Dänenkönig Erich der Sage nach auf der kleinen Insel nördlich von Hülsen mit dem sich über die Zeiten geänderten Namen Badstave, Kiepholm und Kieholm (im Volksmund Liebesinsel) ermordet worden sei. Der Brudermord an König Erich muss also für viele Lokaltraditionen herhalten.

Bohnertfeld

Um von Hülsen nach Bohnertfeld zu kommen, geht man den etwa 200 Meter langen Wanderweg an der Schlei zwischen den Gebäuden des Hülsener Gehöftes Pinn in Richtung Nordost. Er ist sehr schmal, entlohnt aber den Wanderer mit schönen Seitenblicken auf die Schlei. Wir kommen schließlich beim Hof von Christian Mau an den Plattenweg von Bohnertfeld. Über Bohnertfeld berichtet Kock in „Landschaft Schwansen“ kurz und knapp: 2 Hufen, 1 ½ km von Bohnert, nahe der Schlei in sehr reizvoller Lage. Wir wenden uns nach links. Am Ende des Plattenwegs liegt das neue Wohnhaus von Gustav Horn auf dem Gelände der 1914 aufgegebenen Büstorfer Ziegelei. Auf der Straße geht es jetzt zurück in Richtung Bohnert. Vorbei an dem auf der linken Seite liegenden Anwesen von Christian Mau, einem UrurEnkel des wackeren Patrioten Hinrich Christian Mau aus der Zeit der Erhebung der Schleswig-Holsteiner (1848-50) gegen die Dänenherrschaft.

Hinrich Christian Mau und die Dänenzeit

Christian Mau weiß viel über seinen Ahn zu erzählen. Es ist die Zeit nach 1850, als Schleswig-Holstein nicht nur militärisch besiegt wurde, sondern auch politisch kapitulieren musste. „Für das Herzogtum Schleswig begann eine schlimme Zeit. Durch Spracherlasse versuchten die Dänen die deutsche Sprache zu verdrängen; sogar in Eckernförde gab es dänische Stunden in der Schule. Durch dänische Gendarmen überwacht, hatte die Bevölkerung viel durch kleinliche Schikanen zu leiden. Geld- und Gefängnisstrafen verfügten die dänisch gesinnten Beamten z.B. der Eckernförder Bürgermeister Leisner und der Hüttener Hardesvogt Blaunfeldt in Fleckeby bei den geringsten Vergehen. Die blau-weiß-roten Farben waren verboten; das Singen des Schleswig-Holstein Liedes wurde mit Freiheitsstrafen geahndet. Das Rechnen mit preußischen Talern war ein Verbrechen.Es gab in dieser für aufrechte Schleswig-Holsteiner sehr demütigenden Zeit saftige Geldstrafen für Vergehen gegen diese Verordnungen. Das Verwerfliche war, dass die Strafgelder den Denunzianten zur Hälfte zustanden. So wucherte das Denunziantentum überall. Hardesvogt Maximilian Franciscus Blaunfeld, der in der Hardesvogtei zu Fleckeby residierte, wurde zu einem der meistgehassten Dänen, obwohl sein Vater deutscher Herkunft war. Aber vielleicht wollte er sich ja deswegen besonders den Dänen andienen und ihnen seine Treue erweisen. Er liebte das Verhängen von drastischen Geld- und Freiheitsstrafen. Das Singen des Schleswig-Holstein-Liedes wurde von ihm zum Beispiel mit 10 Tagen schweren Kerkers belegt. Er verbot manchen Familien, seine Jurisdiktion (Gebiet seiner Gerichtsbarkeit) zu verlassen und brachte mehrere Leute an den Bettelstab. Erst mit dem Erscheinen der Preußen am 2. Februar vor Missunde war seine Herrschaft zu Ende.„Keiner aber erfreute sich in jenen Tagen weit über die Grenzen unseres Ländleins hinaus solcher Popularität, wie der Landmann Hinrich Christian Mau. ... (Er kaufte) 1845 in Bohnert die Wummelsdorfsche Hufe ... Da der ausgedehnte Pferdehandel, welchen Mau neben seiner Landwirtschaft betrieb, ihn zu mancher Reise durch ganz Schleswig zwang, so gab es Anlass zu Reibereien ... Als der Hass des dänischen Beamtentums gegen Mau geweckt war, wurden ihm fast alle Pferde, auch die besten, kassiert.“ Über Mau gibt es eine Fülle von Anekdoten. So nannte er eines seiner zwei Passpferde Schleswig und das andere Holstein. Wenn er Dänen sah, rief er: „Hüh Schleswig, Holstein“. Er hatte ja nur seine Pferde gemeint. Oder er erzählte bei einem Verhör dem dänischen Hardesvogt von einem Traum, in dem ihm der leibhaftige Teufel erschienen sei, der genauso aussah wie der dänische Beamte. Natürlich musste er dafür einsitzen, aber was kann jemand für seine Träume. Als Mau einmal in Fleckeby die Hecke der Hardesvogtei beschnitt, wollte der Hardesvogt seine Arbeit kommentieren. Da resümierte Mau: Ja, ja, sie wollen alles beschnitten haben, aber auf das pflegende Beschneiden kommt es an. Es ist wie mit unserer Freiheit“. Er besaß beißende Ironie und hatte stets die Lacher auf seiner Seite. Seinen Hühnerstallschott hatte er blau-weiß-rot angestrichen, aus seiner Hosentasche ragte stets ein blau-weiß-rotes Taschentuch. Christian Mau weiß zu berichten, dass die Schüler in Bohnert von den Lehrern immer noch wieder selbst ihm unbekannte Geschichten über seinen Vorfahren zu hören bekamen. „Im Jahre 1854 wurde Mau für den 15. Wahldistrikt als stellvertretender Abgeordneter in die ständische Versammlung für das Herzogtum Schleswig gewählt. (Anm.: Das mag ihn vor vielen Verfolgungen geschützt haben) Gestorben ist er 1864. Wer so lange mit auf Tour war, hat es verdient einzukehren. Wo auf weiter Flur? Bleiben Sie auf dem Weg Bohnertfeld. Nach einer etwas längeren Strecke von ca. 1,3 Kilometern verlassen Sie das gern so genannte „Schleidonien“ und kommen auf der rechten Seite an die ehemalige Hofstelle von Margret und Peter Hansen. Klopfen Sie mal an, Margret Hansen ist darauf eingestellt, Ihnen in der Diele und im ehemaligen Kuhstall alte Haushaltsgeräte, die sie von ihren Verwandten gesammelt hat, zu zeigen. Wenn Sie mit einer Gruppe kommen und sich vorher angemeldet haben, können Sie im dafür umgestalteten Kuhstall Kaffee und Kuchen für einen moderaten Preis serviert bekommen.

Eschelsmark

Verlassen Sie Bohnert Richtung Süd-Ost kommen Sie auf die Landstraße Kosel-Rieseby. Westlich liegt der alte Gutshof Eschelsmark. Er ist 1799 auf den Grundmauern und einem Teil des Kellers eines Herrenhauses erbaut, das sich im 16. Jahrhundert von anderen Gehöften stark abhob. Im „Mittelalter war es in Schwansen üblich, dass sich in diesem nach den „Grundsätzen des Jütischen Rechts gestalteten Bauernlandes einzelne Ritter, ... des Königs Heermannen", als Grundherren und Hofbesitzer, Vorläufer der späteren Gutsherren, die zur Sicherung ihres persönlichen und wirtschaftlichen Lebens befestigte Wohnsitze oder Fluchtburgen im ländlichen Raum anlegten. ... Sie ... sind für den Historiker als Adelshöfe (lateinisch „curia“ oder „bonum“, mittelniederdeutsch  „gud“) aus den einschlägigen Urkunden des Mittelalters belegt. Das Eschelsmarker Herrenhaus ist nach einer alten Zeichnung aus dem Jahre 1587 als ein eingeschossiges Satteldachhaus mit hinterem Satteldachanbau zu erkennen. Es steht auf einem normale Geschosshöhe übersteigenden Sockel, der Angriffe bzw. Überfälle abwehren sollte. Die Fenster des ersten Stockwerkes und im Giebel besitzen den romanischen Rundbogen, was auf ein „ziemlich hohes Alter“ schließen lässt. Wie mag ein solches Herrenhaus von innen ausgesehen haben. Christian Kock schreibt in seiner Volks- und Landeskunde: Man hat gesagt, sie seien dem Stadthause nachgebildet, doch fehlen auch nicht Anklänge an das sächsische Bauernhaus. Wie dieses hatte auch das Herrenhaus in seinem Innern nur wenige große Räume. Der geräumige Saal, der Sammelplatz aller Hausgenossen, erinnert an die große Diele. Das offene Feuer auf dem bäuerlichen Herde kehrt wieder in dem offenen Kaminfeuer. Die wenigen Schlafgemächer müssen, ähnlich wie im Bauernhause, mehreren Personen gedient haben. Die Stuben, kaum heizbar, dienten mehr der Aufbewahrung kostbarer Sachen und der Berufsausrüstung des Ritters, als dem Aufenthalte der Menschen. Das heutige Gutshaus Eschelsmark ist ein einstöckiger, weiß angestrichener Bau mit rotem Ziegeldach. „Der Hof liegt am Ornumer Noor und ist mit einem Hausgraben umgeben. Das noch 1798 binnen dem Hausgraben über der Einfahrt vorhandene Pforthaus, die Meierei und den Reitstall enthaltend, ist längst abgebrochen. Am 21.01.1912 wurden die größte Scheune und ein kleiner Viehstall eingeäschert". Das Haus, das wir hier sehen, ist 1799 auf einem Teil des Kellers des ehemaligen Herrenhauses errichtet worden. Dieser Teil des Kellers existiert noch und es wird von einem Geheimgang, der von hier aus zum Gut Ornum geführt haben sollte, erzählt. Unüblich sind solche Gänge nicht. Sie dienten als Fluchtwege. Ein zugemauerter Türbogen im wiederverwendeten Teil des Kellers zeugt tatsächlich von seiner möglichen Existenz (siehe Foto aus dem Jahr 2007). Bohnerter Bürger erinnern sich, dass man einige Meter in einen tiefen Gang hineinschauen konnte. Da an manchen örtlichen Gerüchten oftmals mehr dran ist, als man vermutet, halten wir es durchaus für möglich, dass der Gang zum Ornumer Gut führte, allerdings wird er schwerlich unter dem Noor durchgegangen sein, sondern er muss, wie der frühere alte Hohlweg an der Noorspitze vorbei geführt worden sein. Es gibt aber auch Stimmen, die zu wissen meinen, dass der Gang in der Sandkuhle auf der anderen Seite der Landstraße Kosel-Rieseby endete. Adliges Gut Eschelsmark Was wissen wir im Einzelnen über dieses adlige Gut? Es ist wohl im 15. Jahrhundert aus dem Dorf „Eschelsmark“ entstanden, das in Feldgemeinschaft mit einem anderen „Prielbal oder Prygetbarge“ lag. Es gehörte 1512 der Familie Wonsfleth. Im 16. Jahrhundert heiratete Heinrich Rantzau dort ein. Schon zu dieser frühen Zeit, erwarben sich die Eschelsmarker Landbesitz in Bohnert. Zunächst besaßen sie 11 der 12 Hufe. Die zwölfte Hufe kam 1540 vom „Altar St. Johannes Evangelista am Dom in Schleswig“ dazu, später noch drei andere, schreibt Kock. Das Einheiraten machte bei Heinrich Rantzaus Sohn Schule. Hans Rantzau, der bereits die Güter Neuhaus, Ornum und Satjewitz besaß, erheiratete durch seine Ehe mit Margareta von Ahlefeldt das Gut Saxtorf. Der Reichtum und die Machtfülle der Familien Rantzau und Ahlefeldt, die gleichzeitig auch eine kulturelle Blüte mit sich brachte, zeigte sich bei rauschenden Festen, in zur Schau gestelltem Schmuck und im Hausbau. Weithin sichtbare rote Pfannendächer und Freitreppen wurden eingeführt. Dieser Wohlstand hielt bis Ende des 17. Jahrhunderts. Dann wurde Saxtorf verkauft. Eschelsmark blieb der Familie Ahlefeldt bis sie es 1786 an die adlige Familie von Qualen verkaufte. Qualen parzellierte das Gut 1792, hob 1793 die Leibeigenschaft auf und verkaufte das Dorf Bohnert und 6 Parzellen von Eschelsmark an Bauernfamilien. Vier Parzellen bildeten fortan den Meierhof Lundshof, der aber später wieder von Eschelsmark zurückgekauft wurde. Der Chronist kann dann für das Gut Eschelsmark fast für jedes Jahrzehnt einen neuen Besitzer zählen. Heute gehört das Gut der Familie Theodor Volle.

Die Siedlung Eschelsmark

Gegenüber vom Sportplatz/Ehrenhain gelangt man in den Weg nach Eschelsmark und Lundshof. Die Bezeichnung Eschelsmark benennt den Zustand dieses Landstrichs bevor er durch Menschen kultiviert wurde. Als „-mark“ wurden früher siedlungsleere Zonen „zwischen den frühmittelalterlichen Siedlungsgebieten verschiedener Völker oder Stämme“ bezeichnet, „die zur Abwehr von Angriffen zumeist als Wälder erhalten wurden. ... In Schleswig-Holstein gab es Marken zwischen den Siedlungsgebieten der Sachsen und der Jüten“. Hier handelt es sich vermutlich um eine solche Zone, die aus einem Eschenwald bestand. Die Siedlung ist heute gut an ihren Mansardendächern zu erkennen. Hier weiß man was zusammengehört. Im Ortsteil Lundshof haben wir schon gehört: 1929 wurde Gut Eschelsmark verkauft und aufgesiedelt (Bild zeigt die ersten Siedler). „Geplant waren im Ganzen 20 Stellen von 10-23 ha und für die auf Eschelsmark und Lundshof tätig gewesenen Landarbeiter 5 kleinere Stellen zu je 4 ha Land. Der Kaufpreis lag zwischen 28.000 und 60.000 Mark. Max Pinn erzählte folgendes Döntje: Sein Vater war zu dieser Zeit Bürgermeister und hatte die Parzellierung wohl abzuwickeln. Sei Sohn Max (damals 28 Jahre alt) meinte dann zu Vatern, dass die Siedlungsstellen doch ein wenig klein seien. Da soll ihm sein Vater geantwortet haben: „Seh, min Jung, dat muttst du anners seh’n. Giv de Lüüd man een beet Land, denn warrn se keen Sozialdemokraten!“ 1930 entstehen auf diesem Land die Höfe der Siedlung mit den markanten Mansardendächern. Warum wählte man diesen Stil? Seinen Namen erhielt dieses Dach vom Erbauer des Versailler Schlosses, dem französischen Architekten Jules Hardouin-Mansart (1646-1708). Als Erster wandte er die eigenwillige Konstruktion mit den gebrochenen Dachflächen an, um damit mehr Wohnraum zu gewinnen. Wie man hier sieht, besteht genau genommen jedes Mansardendach aus zwei Dächern mit unterschiedlicher Schräge. Der direkt über der obersten Geschossdecke liegende Teil weist eine sehr steile Neigung auf und bietet daher viel Platz in Falle eines Dachausbaus. Den Abschluss bildet ein daraufgesetztes kleineres Dach – eben die Mansarde. Als ich einen Bauunternehmer fragte, was ihm zu Mansardendächern einfiel, antwortete er ohne lange zu überlegen: „Das war mal in den 30er Jahren modern“. Also, wer dem Rätsel auf die Spur kommen möchte, warum es in Bohnert und Umgebung so auffallend viele Mansardendächer gibt, wird sich mit der auf der Hand liegenden Erklärung zufrieden geben müssen: Das Dach bietet Ausbaumöglichkeiten und war damals modern.

Lundshof

Geht man an den vielen Mansardenhäusern vorbei bis zum Ende des Wegs ist man im Ortsteil Lundshof angekommen. Sie haben schon gelesen, Bohnert und Umgebung gehörte nicht wie Kosel zum Domkapitel, sondern zum adeligen Bezirk Eschelsmark. Was Sie hier sehen, gehörte alles zu diesem Gut. Und weil die Milchwirtschaft, wenn sie denn im großen Stil betrieben wird, auch etwas einbringt - das war früher wie heute nicht anders-, haben sich die großen Güter in Schwansen in früheren Zeiten Holländer ins Land geholt, die etwas von der Milchwirtschaft verstanden. Solche Betriebe nannte man bald „Holländerei“. Lundshof war die Holländerei vom Gut Eschelsmark, nach Aufhebung der Leibeigenschaft auf diesem Gut im Jahre 1793 wurde diese Holländerei in Meierhof umbenannt. Wir stehen auf der Weggabelung, rechts zum Westen hin liegt der Hof von Hans-Jürgen Lassen. Alte Teile seines Siedlungshofes waren früher die Kornscheune des Guts. Sie war mit Stroh gedeckt und 5 Meter höher als das heutige Gebäude. Die Lehmwände, weiß Lassen zu erzählen, müssen wohl essigsaure Tonerde oder besondere Mineralien enthalten haben, denn die Jungtiere haben so stark daran geleckt, dass mit der Zeit große Löcher in der dicken Mauer entstanden. Lassens Vater hat den Siedlungshof 1932 für 60.000 Mark von dem Bruder des späteren Bundespräsidenten Wilhelm Lübke gekauft, der die Siedlungshäuser gebaut hatte und selbst dann dieses mit 23,5 ha beziehen wollte. Rechts auf der anderen Straßenseite, gegenüber von Lassen, liegt das Anwesen von Erich Müller. Er hat seine Landstelle verpachtet. Sein Wohnhaus mit den Stallungen stehen auf der alten Holländerei. Es ist nicht mehr auszumachen, ob noch eine alte Bausubstanz aus dieser Zeit vorhanden ist. Sein Wohnhaus wurde 1832 erbaut als Wirtschaftsgebäude mit 50er Wandstärke, sein Kuhhaus brannte um 1900 ab und wurde 1904 wieder aufgebaut, 1996 neu mit Holz verschalt. Bei Renovierungsarbeiten fand man unter der Schwelle des Eingangs eine 5 Öre Münze von 1881. Der Schweinestall ist von 1897. Früher wurde das Haus auch als Arbeiterwohnung des Gutes genutzt. Die gelben Ziegel sind von der Bohnertfelder Ziegelei. Interessant ist auch wie die Familie Müller aus Posen hierher kam. Der Urgroßvater hatte beim Leibregiment des Kaisers in Berlin gedient. Seine Abfindung ermöglichte es ihm, 1931 nach der Wirtschaftskrise der 20er Jahre hier 23,5 ha Land zu kaufen. Das große Haus an der Weggabelung war das Wohnhaus des Verwalters, man kann sehr gut noch erkennen, dass es herrschaftliche Ausmaße hatte. Es muss darin gut zu wohnen gewesen sein. Später sind Kuhstall und Schweinestall angebaut worden. Links zum Osten hin liegt der Hof Grundmann mit dem erkennbaren Hügel eines Hünengrabes. Als Eschelsmark 1792 unter seinem Besitzer Landrat von Qualen parzelliert wurde, kaufte Christian Lassen vier der zu verkaufenden sechs Parzellen. Das waren 495 Heidscheffel. Man könnte diesen Kauf das eigentliche Gründungsdatum vom heutigen Lundshof nennen (Lund bedeutet im Skandinavischen „Hain, Gehölz“ Erich Müller meint Lund bedeutet auch Quelle. Tatsächlich gibt es viel Quellen auf dem Land, man braucht nur ein wenig tiefer im Boden zu gehen, dann sprudelt das Wasser). Die Besitzer wechselten fortan.  Die archäologischen Funde auf den Feldern ringsum sind zahlreich. Der Vater von Erich Müller und der Koseler Schmiedemeister Helmut Hingst haben auf den Feldern ringsum in den letzten Jahrzehnten des vergangenen Jahrhunderts die Äcker nach Spuren früherer Besiedlungen abgesucht. Sie haben einige Funde vorgeschichtlicher Zeugnisse machen können. In südlicher Richtung der Straße, auf der wir uns bewegen, gibt es Zeugnisse eisenzeitlicher Siedlungsgebiete. Im Westen (Ornumer Holz) handelt es sich um eisenzeitliche Ackereinteilungen (celtic fields). Die Hünengräber im Osten der Straße, manche Bodenerhebungen sind noch als solche zu erkennen, scheinen Megalithgräber zu sein, denn neben einem nachgeschlagenen „Beil-Nacken-Bruchstück“ (s. Abbildung) gibt es im weit gezogenen Umfeld immer wieder Funde von Pfeil- und Speerspitzen.