Gemeinde Kosel

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13-Jährige aus Missunde gewöhnt Konik-Wildpferd an Menschen und reitet es zu. Fohlen als Überraschungsgeschenk.

Es ist ein großer Traum für vermutlich jedes Mädchen - ein eigenes Pferd. Davon träumte auch Lina Nissen (13) aus Missunde. Jetzt reitet sie auf ihrer Konik-Stute Bella Donna, und an ihrer Seite läuft ein vier Wochen altes Fohlen namens Freya.

Dass es einmal so weit kommen würde, das hätte sich die 13-Jährige nicht träumen lassen, als sie mit ihren Eltern Kirsten und Niels Nissen im Oktober zur Geltinger Birk fuhren um zuzuschauen, wie dort die Wildpferde aus dem Naturschutzgebiet eingefangen und gezählt und ein Teil zum Verkauf angeboten wurde.

"Wenn wir ihr erzählt hätten, wir wollen ein oder zwei Koniks kaufen, wäre die Enttäuschung zu groß gewesen, wenn es keines mehr für uns gegeben hätte", erzählt Niels Nissen. Um so größer war die Freude und Überraschung dann, als sich Lina ein Pferd aussuchen dufte, weil viele Reservierungen aufgehoben wurden. Die Frage nach einem eigenen Pferd kam immer mal wieder auf, berichtet Nissen. Aber einfach ein Reitpferd zu kaufen, war einerseits recht teuer und auch nicht in ihrem Sinne. Mit dem Pferd sollte eine Aufgabe verbunden sein. Reiter und Pferd sollten sich an einander gewöhnen und gemeinsam lernen, um zum Erfolg zu kommen, erklärt Nissen. "Das ist eine tolle Aufgabe, sie ist draußen, bewegt sich und ist ausgelastet", sagt Kirsten Nissen.

Doch der Weg zum Erfolg war lang, kalt und nass. Fast ein halbes Jahr dauerte es, bis es Lina gelang, auf Bella Donna zu reiten. Das Wildpferd kam auf die Koppel zu den Highland-Rindern der Familie gegenüber ihres Wohnhauses. Dort steht auch Big Mamma, ein 31 Jahre altes Pferd aus dem Ort. Jeden Tag kam das Mädchen einmal zur Koppel. Anfangs war Bella Donna nur von weitem zu sehen. Sie reagierte überhaupt nicht. Doch Lina ließ nicht locker und hatte Geduld. Irgendwann kam das Wildpferd mit den Rindern und Big Mamma mitgelaufen. "Anfassen ging lange Zeit überhaupt nicht", berichtet Kirsten Nissen. Doch Lina war ehrgeizig, und jeden Tag wurde das Pferd zutraulicher. Schließlich kam es auch angetrabt, wenn sein Name gerufen wurde. Bevor Lina aber das Pferd mit Zaum und Sattel ausstatten konnte, dauerte es weitere Wochen. In einem Buch über Konik und im Internet holte sich die 13-Jährige Tipps und probierte vieles aus. "Zwischendurch dachte ich schon Mal, das wird nie was", berichtet die Schülerin, die seit ihrem fünften Lebensjahr reitet. Doch mit Ruhe und Geduld gelang es ihr.

Nun steht sie vor der nächsten Herausforderung. Am 16. April lag dicker Nebel über der Schlei. Der sonst übliche Blick vor der Schule vom Haus zur Koppel und zu ihrer Bella Donna war verhangen. "Später konnte ich mit dem Fernglas dann neben Bella Donna ein Fohlen stehen sehen", berichtet Niels Nissen, der zunächst glaubte, ein Reh stünde dort. Als Lina mittags aus der Schule kam, ging es sofort zur Koppel. Dort konnten sie das Fohlen Freya bestaunen. Ganz alleine hatte die Stute es zur Welt gebracht. Seitdem sind die beiden Pferde unzertrennlich, was es zuweilen schwer macht, mit Bella Donna zu reiten. Nun kümmert sich Lina um zwei Pferde, und ihre Eltern sind froh, dass ihnen ein Pferdefachmann beim Verkauf den Hinweis gab, dass die Stute wohl trächtig sei. Sonst hätten sie jetzt drei oder gar vier Pferde gehabt. Jeden Tag, den sie mit dem Wildpferd verbringt, ist voller Überraschungen. Mal reagiert das Pferd ganz anders als erwartet, oder aber es reagiert, wenn man es nicht erwartet, sagt Lina. Sie ist glücklich macht allen Mut, dass Wildpferde einfach toll sind, und dass sie alles lernen können, jedes Kommando - wenn man nur Geduld hat und Ruhe mitbringt.
 

Wolfgang Dreesen
Letzte Aktualisierung: 13.07.2013

Quellenangabe und Copyright:
15.05.2013 | Dirk Steinmetz | Eckernförder Zeitung, shz.de