Gemeinde Kosel

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Falter lieben die Wiesen vom Biohof Schoolbek / Selbst das vom Aussterben bedrohte Ampfer-Grünwidderchen ist hier zu finden

Weseby. Strahlend blauer Himmel, die Sonne steht hoch. Eine Farbenpracht im urtümlich angelegten Garten der Familie von Redecker begrüßt die Besucher zur Tagestour "flatterhaft und elfenzart", vorgestellt durch den Veranstalter des Bildungszentrums für Natur, Umwelt und ländliche Räume. Durch die Felder und wild blühenden Wiesen des Biohofes Schoolbek bei Weseby an der Schlei zu den brach liegenden Äckern wird es gehen, um dort zu entdecken, was sich hier in seiner Art vielfältig entwickeln darf.

Seit 30 Jahren bewirtschaftet Familie von Redecker die umliegenden Flächen rein biologisch und setzt sich für den Erhalt der Artenvielfalt von Pflanzen und Tieren ein.

Im Jahr 2006/2007 entdeckte die Biologin Katrin Romahn zusammen mit ihrem Kollegen Ulrich Piontkowski im Zuge einer Kartierung des Kreises Eckernförde, welche Artenvielfalt sich auf den Wiesen in Schoolbek verbirgt.

"Bei uns wuchsen Pflanzen, die ich mit meinen normalen Bestimmungsbüchern nicht identifizieren konnte", erzählt Susanne von Redecker. Nach dem Besuch der Biologen kam der Stein ins Rollen. 

Die vielen besonderen und seltenen Pflanzen wurden kartiert und mithilfe des Deutschen Verbandes für Landschaftspflege (DVL) ein Antrag beim Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume Schleswig-Holstein gestellt, um diese Flächen in das Projekt "100 Äcker für die Artenvielfalt" aufzunehmen. Bis Ende 2022, dann läuft der Pachtvertrag aus, stehen die fünfzehn Hektar unter besonderem Schutz und dienen als Schonraum für die Tier- und Pflanzenwelt.

"Unser Grünland wird nur im Winter beweidet. Im Sommer sollen hier die Pflanzen wachsen und sich versamen. Das Ackerland ist Wechselbrachland. In einem Jahr wächst dort Getreide und im Jahr darauf liegt das Feld brach. Dann erobern Pflanzen und Tiere die Flächen", berichtet von Redecker weiter.

Einmal im Jahr findet unter Leitung von Marx Harder ein Monotoring der Pflanzen und Tiere auf den Wiesen und Äckern statt. "In diesem Jahr ist es überwältigend, was sich entwickelt hat und gewachsen ist", freut sich Marx Harder. Er ist seit 50 Jahren Schmetterlingsfreund und übernimmt die traditionell Führungen auf dem Hof. 35 Besucher sind an diesem Tag angereist, um die Artenvielfalt auf Schoolbek zu bewundern. "Dieses große Interesse der Leute freut mich riesig", so Marx Harder. 

Unter wachsamen Augen werden die Flächen betreten und man ist erstaunt, was es da alles an Flora und Fauna zu entdecken gibt. Neben vielen unter Schutz stehenden Pflanzenarten, wie dem Ackerlöwenmäulchen, Berg-Sandglöckchen, Lämmersalat und noch vielen mehr, leben zudem eine Vielzahl an Schmetterlingen und anderen seltenen Insekten und Fröschen auf den nicht bewirtschafteten Flächen. An diesem sonnigen und windstillen Tag zeigen sich die Falter von ihrer besten Seite und umschwirren Pflanzen und Gäste.

Geschöpfe mit schönster Zeichnung und den sonderbaren Namen wie Schornsteinfeger, Ochsenauge, Jacobskrautbär, Sechsfleck- und Grünwidderchen flattern über die blühende Pracht der Wiese. Auch eine grüne amerikanische Riesenheuschrecke und ein Grasfrosch verlaufen sich unter die wachsamen Augen der naturbegeisterten Besucher.

Falter in allen Entwicklungsstadien, von Raupe über Puppe, die sacht an den Halmen schaukeln, bis zu den ausgewachsenen bunten Schmetterlingen zeigen sich auf einer einzigen Wiese.

"Mir ist vor allem wichtig, mich nicht irgendwann rechtfertigen zu müssen, warum ich gegen die Artenvielfalt gearbeitet habe, indem ich mein Land ausbeute und mit Monokulturen allem Lebendigen den Lebensraum nehme. Dieses Projekt kam auf mich zu wie ein großes Geschenk. Ein Projekt hinter dem ich stehe und was ich mit bestem Gewissen vertreten kann und so lange, wie es mir möglich ist, unterstützen möchte", so Susanne von Redecker abschließend.

Wolfgang Dreesen
Letzte Aktualisierung: 16.08.2013

Quellenangabe und Copyright:
27.07.2013 | Svenja Mayeres | Eckernförder Zeitung, shz.de