Gemeinde Kosel

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Katrin Ohlsen schenkt Bäumen ein zweites Leben. Die ausgebildete Holzbildhauerin bearbeitet Baumstümpfe und verwandelt das Restholz in Kunstwerke.

Jetzt hat die 41-jährige Koseler Kunsthandwerkerin einen Lärchenstamm vor sich. 35 Zentimeter misst er im Durchmesser bei 160 Zentimeter Höhe. "Ich befreie eine Elfe aus dem Stamm", sagt sie und greift zu ihren Eisen. Rund 35 Werkzeuge kommen zum Einsatz, bis die etwa 60 Zentimeter hohe Elfe fertig ist. Doch das dauert noch ein paar Stunden. Dann wird die Elfe ihren Arm locker auf den Stamm auflegen und ihren Kopf in Richtung der Terrasse richten. "Meine Auftraggeberin hatte sich eine Elfe gewünscht", berichtet Ohlsen und hämmert mit leichten Schlägen des Holzhammers auf die Beitel. Um den Stamm samt Wurzel liegen Späne aller Größe und es riecht nach Harz.

Bevor sie aber zum Werkzeug greift, vermisst sie den Stamm, macht Vorschläge, die sie plastisch modelliert und auch 1:1 zeichnet. Stimmt alles und ist der Auftraggeber zufrieden, geht es ans Werk. Zunächst mit der Kettensäge. Grob werden die Formen freigelegt. Dann folgen viele weitere Arbeitsgänge, bei der sie immer feiner und genauer arbeitet. "Ich arbeite mich von vorne nach hinten vor", berichtet sie. So könne sie notfalls nach hinten ausweichen, wenn vorne mal etwas zuviel absplittert.

Lärchenholz verarbeitet sie sehr gerne. Sie ist schön hart und dank des hohen Harzanteils sehr haltbar. "Aber falsches Holz gibt es nicht, nur länger haltbares." Sie liebt den Geruch des frischen Holzes, besonders des Harzes. Und die Arbeit sei spannend, denn man wisse nie, was der nächste Hieb freilegt. So tauchte jetzt bei der Elfe eine sehr große und dunkele Harzstelle im Körperoberteil auf. Dann versucht sie die Strukturen aufzunehmen oder sie zu integrieren. "Das ist eben ein Naturprodukt", sagt Ohlsen und freut sich immer wieder, wenn Bäume auf diesem Weg eine zweite Aufgabe bekommen.

Die Baumstümpfe zu schnitzen sei eine gute Gelegenheit, lieb gewonnene Bäume, die vielleicht selbst im Garten gepflanzt wurden, zu erhalten, auch wenn sie keine Krone mehr tragen. Je nach Größe der Arbeit und Beschaffenheit des Holzes rechnet die Holzbildhauerin mit 25 bis 30 Stunden reine Holzarbeit. Dabei richtet sie sich ganz nach den Wünschen der Auftraggeber. Ob Eule, kleine Figuren oder Körper und Objekte, alles hat seinen Reiz, sagt Ohlsen. Man entwickelt eine Bindung zu dem, was da aus dem Stamm geschnitzt wird. Und so ist es nicht verwunderlich, dass sie morgens, wenn sie mit der Arbeit beginnt, zunächst wie in diesem Fall die Elfe anschaut und leicht über den Kopf streicht.

Wolfgang Dreesen
Letzte Aktualisierung: 16.07.2010

Quellenangabe und Copyright:
21.07.2010 | Dirk Steinmetz | Eckernförder Zeitung, shz.de