Gemeinde Kosel

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Gut 70 Zuhörer im Koseler Hof informierten sich über den Managementplan für das FFH-Gebiet "Südliche Schlei".

Das Löffelkraut, die Salzwiesen, der Kiebitz und das Neunauge - die Vielfalt der Tier- und Pflanzenarten sowie der Lebensraumtypen in der Schleiregion ist hoch. Und das soll auch so bleiben. Daher wurde in der Europäischen Union 1992 beschlossen, ein Schutzgebietsnetz Natura 2000 - bestehend aus FFH- (Fauna-Flora-Habitat) und Vogelschutzgebieten aufzubauen, das dem Erhalt wildlebender Pflanzen- und Tierarten und ihrer natürlichen Lebensräume dient.

In Schleswig-Holstein gibt es 271 FFH- und 46 Vogelschutzgebiete. Eines davon ist das Gebiet "Schlei inklusive Schleimündung und vorgelagerter Flachgründe". Es ist mit rund 8750 Hektar eines der größten im Land und ist deshalb in mehrere Abschnitte aufgeteilt worden - eines davon ist die Südseite der Schlei. Die Fläche zieht sich ausgehend vom Naturschutzgebiet Schleimünde südlich an der Schlei entlang bis zum Haddebyer Noor. Es umfasst neben dem schmalen Küstenband auch das Ornumer Noor, den Holmer See, das Haddebyer sowie das Selker Noor. Rund 70 Besucher, vor allem Landeigentümer, wollten sich am Mittwochabend im Koseler Hof über den Managementplan informieren. Welche Lebensräume und Artenvielfalt es entlang der Schlei gibt, berichteten die Biologen Dr. Wiebke Sach und Uwe Dierking vom Deutschen Verband für Landschaftspflege.

Vor allem ging es den beiden Fachleuten darum, für Akzeptanz von FFH-Gebieten und für die Umsetzung erforderlicher Maßnahmen bei betroffenen Grundstückseigentümern oder Landbewirtschaftern zu werben und Unsicherheiten bezüglich zukünftiger möglicher Nutzungseinschränkungen abzubauen. Denn gegen andauernden Widerstand der Flächeneigentümer und -nutzer sei ein langfristiger Schutz der gemeldeten FFH-Gebiete kaum zu realisieren, betonte Sach. Um ein Schutzgebietsnetz aufzubauen und die biologische Vielfalt zu erhalten ist die Unterstützung durch die Akteure vor Ort unabdingbar.

Mit ihren 5400 Hektar Gesamtfläche ist die Schlei das größte Brackwassergebiet Schleswig-Holsteins. Unter den in der Schlei vorkommenden Tierarten seien das Meer- und das Flussneunauge besonders hervorzuheben. Für sie sei die Schlei Rückzugs- und Nahrungsgebiet. Weitere schützenswerte Tierarten der Region sind nach Aussage von Sach der Kiebitz, Seeadler sowie Rohrweihe und der Säbelschnäbler. Bezeichnend für die Schlei sind auch die unterschiedlichen Lebensräume, wie die Uferzonen, Kiesstrände, Buchenwälder und vor allem die Salzwiesen, die in den Bereichen Stubbe, Winnemark, Bohnertfeld weit ins Land hineinragen. Die gesamte Schleilandschaft sei aufgrund ihrer Verzahnung von Brack- und Salzwasserlebensräumen sehr vielfältig und in dieser Ausprägung einzigartig im Land und damit besonders schutzwürdig.

Eine intensivere Beweidung der Salzwiesen würde die Ausbreitung des Schilfgrases verhindern. Das Schilf würde nicht nur Licht nehmen und Pflanzen verdrängen, sondern auch für Wiesen- und Brachvögel sowie Gänse und Graureiher unattraktiv werden, erklärte Sach.

Für alle Natura-2000-Gebiete gilt das Verschlechterungsverbot. So darf die derzeitige Nutzung der Fläche nicht intensiviert oder ganz aufgegeben werden. Grünland darf nicht umgebrochen und Flächen entwässert werden Außerdem sollen Uferbereiche nicht befestigt oder aufgeschüttet werden. Gewünscht ist eine Umwandlung von Acker- in Grünland, eine Reduzierung der Düngung, um den Nährstoffeintrag in die Schlei zu verringern. Die Erarbeitung des Managementplanes wird unter Beteiligung der Flächeneigentümer, Nutzer und kommunaler Vertreter erfolgen.

Kritik gab es von einigen Zuhörern an den Zuständigkeiten für den Managementplan: "Warum bleiben die Wasserflächen außen vor?", wollte man wissen. Schließlich seien es oftmals Wassersportler, die dafür sorgten, dass Vögelschwärme vertrieben werden. Für den Wasserbereich habe das Land selbst die Aufgabe übernommen, die Interessen aller Beteiligten zu koordinieren. "Die Bereiche Wasser und Land sollen aber dann zusammengefasst werden", so Dierking, der versicherte, die Bedenken der Zuhörer weiterzugeben.

"Es wird jetzt Einzelgespräche geben", kündigte Wiebke Sach an. Sie werde auf die Landeigentümer zugehen. Dann soll ein Vorentwurf für den Plan erstellt werden, bevor zu einer weiteren öffentlichen Veranstaltung eingeladen wird. Das letzte Wort hat das Land, das den Plan genehmigen muss.

Wolfgang Dreesen
Letzte Aktualisierung: 11.07.2013

Quellenangabe und Copyright:
12.04.2013 | Achim Messerschmidt | Eckernförder Zeitung, shz.de