Gemeinde Kosel

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Privatmann erwirbt Grünland und Waldflächen in Kosel und wandelt sie in Ökopunkteflächen um

Vor einem Jahr noch, da arbeiteten sich Bagger und Raupen durch die Niederungen der Koseler Au. Die Tiefbauer schoben Senken aus, legten Knickwälle an und entfernten Gras von sandigen, südlich ausgerichteten Hängen und rodeten Nadelbäume aus Buchenwäldern. Jetzt ist von den Arbeiten nichts mehr zu sehen, es ist Ruhe eingekehrt. In den Senken hat sich Wasser eingestaut, die Knickwälle sind bepflanzt und in Gräben, die bislang zur Entwässerung von feuchten Wiesen dienten, steigt der Wasserspiegel an.

Norbert Essing (Jahrgang 1960) ist sehr zufrieden. Entspannt lässt er den Blick über die Flächen schweifen. Er hatte seit 2010 rund 100 Hektar Land, darunter 30 Hektar Wald, beiderseits der Koseler Au erworben. Sein Ziel war es, so viele Flächen zu erwerben, dass er das Jagdrecht ausüben kann. Im Vorjahr hatte er in einem ersten Schritt 23 Hektar Grünland renaturiert, fast einen Kilometer neue Knicks anlegen lassen und rund sieben Hektar Wald zu Naturwald umgewandelt (wir berichteten). Diese Arbeiten führte die Firma eccodots aus. Die Flächen wurden dabei zu Ökopunktflächen und dienen für Bauvorhaben in der Region als Ausgleich.

„Mir macht das einfach viel Spaß“, sagt der Unternehmer. Er ist unter anderem in Kappeln zu Hause, wo er mit seiner Ehefrau das Gut Roest erwarb und dort 2008 in der restaurierten Anlage ein Gestüt eröffnete. Seine Motivation für den Ankauf von landwirtschaftlichen Flächen im Bereich Kosels ist der Erhalt der reizvollen Landschaft. Besonders die offenen Weidelandschaften in den Niederungen entlang der Au sind es Wert, geschützt zu werden. Darin ist sich Essing einig mit Naturschutzbehörden, mit denen er die Renaturierung der Flächen und Umwandlung in Ökopunktflächen abspricht. „Als ich hier anfing, war das hier wie ein Freizeitpark“, sagt Essing und blickt sorgenvoll zurück. „Die Landschaft wurde missbraucht“. Mit Quads wurden die feuchten Weiden befahren, Reiter ritten durch die Au und Hundehalter ließen ihre Vierbeiner frei umherjagen. Und auch im Wald war keine Ruhe. „Das Wild brauchte Ruhe“, die gebe es jetzt.

Brach liegen sollen die Flächen nicht und daher wird eine extensive Nutzung angestrebt. Eine Verwilderung der Landschaft möchte Essing nicht, da die ökologische Vielfalt dabei abnehme. Und so geht er behutsam mit den Flächen um. Greift nur wenig ein, verschließt Entwässerungsgräben, so dass es zur Vernässung der Senken kommt. Zweimal im Jahr lässt er Mitarbeiter die Wiesen mähen, damit auch andere Pflanzen eine Chance haben aufzukommen. Dazu tragen auch Wildvögel bei, die in den feuchten Bereichen nach Nahrung suchen und dabei die Erde für Samen aufreißen. Um den Nährstoffeintrag von noch bewirtschafteten Äckern in die Au zu reduzieren, wurden Erdwälle angelegt. Die „bremsen“ den oberirdischen Eintrag.

Besonders deutlich wird der Nutzungswandel in den Waldflächen. „Dort wurden alle Nadelbäume entfernt“. Zum Start wurden fast 2000 heimische Laubbäume wie Buchen, Ahorn und Eichen gepflanzt. Damit sie aber eine Chance haben, wurden die Waldflächen gegen Wild eingezäunt. Die Wege bleiben für Fußgänger durch Tore zugänglich, keiner werde ausgeschlossen. Nach nur einem Jahr sind die Unterschiede der Waldflächen gewaltig. Da, wo nicht eingezäunt wurde, ist der Boden kahl. Hinter dem Wildzaun ist Dschungel entstanden. Ohne die Gefahr des Verbisses schießen die jungen Bäume und Sträucher in die Höhe. Und auch die Selbstverjüngung der Bäume kommt in Gang. Essing schätzt, dass der Zaun rund zehn Jahre stehen bleiben muss, dann erst sind die jungen Bäume sicher gegen Verbiss. Wenn ein Baum umstürzt, dann bleibt er liegen. „Im Naturwald findet keine wirtschaftliche Nutzung mehr statt“. Gerade Totholz kommt große Bedeutung für Insekten und Pilze zu.

Essing beabsichtigt, weitere Flächen in Ökopunkteflächen um zuwandeln. Derzeit laufen Gespräche, wie die Umgestaltungen erfolgen sollen. Sicher wird es wieder Senken und Knicks geben. Beide Elemente sind zur Vernetzung der verschiedenen Lebensräume sehr wertvoll. „Man muss nur möglichst vielfältige Lebensräume schaffen und Wasser ist immer Leben.“ Die Umwandlung der Flächen und die Nutzungsänderung wird dauerhaft im Grundbuch eingetragen.

Kritik, dass er landwirtschaftliche Flächen aufkaufe und umwandele, lässt Essing nicht gelten. „Ich nehme keinem Landwirt etwas weg“, sagt er. Wenn ein Landwirt die eine oder andere Fläche noch als Pachtfläche benötige, dann warte er ab. „Ich habe Respekt vor ihnen, sie haben es nicht leicht“. Die Rückmeldungen aus der örtlichen Jägerschaft seien gut. „Ich habe gute Kontakt zu ihnen“, sagt Essing und fühlt sich in seinem Tun bestätigt. Dirk Steinmetz

Wolfgang Dreesen
Letzte Aktualisierung: 29.09.2017

Quellenangabe und Copyright:
30.09.2017 | Dirk Steinmetz | Eckernförder Zeitung shz.de