Gemeinde Kosel

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Es sind nur 130 Meter, und die Überfahrt dauert eigentlich gerade einmal eineinhalb Minuten. "Dennoch gibt es Tage, da komme ich hier einfach nicht rüber", sagt Rüdiger Jöns.

Er ist Betreiber und Kapitän der Missunder Fähre, macht den Job seit 14 Jahren und ist "ein wenig verzweifelt". Schuld daran ist der Schiffsverkehr auf der Schlei, der seiner Meinung nach "immer stärker zunimmt" und dadurch seine Arbeit nicht gerade leichter macht. Das Problem: Laut Seeschifffahrtsstraßenordnung muss die Fähre als querender Verkehrsteilnehmer den vorbeiziehenden Schiffen Vorfahrt gewähren. "An manchen Tagen kommt aber alle 30 Meter ein Segelboot, da wird es schwierig, sich dazwischen zu drängeln", sagt er.

Besonders in den Sommermonaten und an den Wochenenden kommt es deshalb immer wieder zu Situationen, die weder bei Jöns noch bei seinen Fahrgästen oder den Seglern auf Begeisterung stoßen. Unrühmlicher Höhepunkt war dabei aus Sicht des Fährschiffers eine Fast-Kollision mit einem Segelboot aus Schleswig. Denn die endete mit einer Anzeige für den Schiffer. "Es war eine ganz alltägliche Situation, das andere Boot hätte leicht ausweichen können, der Mann hat es aber nicht gemacht", erzählt Jöns. Was ihn besonders aufrege, ist, "dass der Anzeiger hier aus der Region kommt. Der kennt die Lage hier vor Ort doch", sagt er - und fügt an: "Wenn jeder wegen so einer Situation Anzeige erstatten würde, kämen pro Tag zehn zusammen."

Dass der Segler im Recht ist, weiß Jöns. Denn sobald in Sichtweite ein Schiff auftaucht, muss die Fähre warten. "Wenn ich mich immer an die Regeln halten würde, könnte ich an einigen Tagen den Betrieb einstellen", sagt Jöns. Er müsse aber auch an seine Gäste denken. Denn die beschweren sich, wenn er zu lange wartet. Und schließlich sei jede Verzögerung auch ein finanzieller Ausfall. Denn je weniger er fährt, desto weniger Einnahmen sind am Abend in der Kasse. "Und es ist nun einmal so, dass wir in den Sommermonaten und am Wochenende das Geld verdienen", sagt Jöns, der zwei Angestellte und zwei Aushilfen im Fährbetrieb beschäftigt. "Das Land ist Eigentümer der Seilfähre, ich bin der Pächter. Laut Vertrag bin ich verpflichtet, die Leute in einer bestimmten Zeit von einem Ufer aufs andere zu bringen", erklärt der Fährschiffer. Genau das sei aber längst nicht immer möglich.

Jöns Fährkollege in Arnis kennt diese Probleme ebenfalls. "Der Verkehr auf der Schlei ist definitiv mehr geworden. Noch kommen wir damit klar, aber auch nur so gerade eben noch", sagt Mitarbeiter Reiner Krausen. Auch die Arnisser Fähre müsse sich immer mal wieder zwischen den Schiffsverkehr drängeln. "Ein Betrieb ganz nach den Regeln ist nicht möglich", bestätigt Krausen Jöns Sorgen.

Beim zuständigen Wasser- und Schifffahrtsamt in Lübeck denkt man inzwischen darüber nach, die Fahrrinne zumindest in Höhe Missunde zu verengen. Dadurch müssten sich die Schiffe hintereinander einreihen und aufeinander warten. "Dann kämen wir besser durch", meint Jöns, der aber in erster Linie auf die freiwillige Kooperation der Schleisegler hofft. "Es würde mir schon helfen, wenn der ein oder andere einen Extra-Kringel fährt und die Fähre durchlässt", sagt er. Schließlich würden einige Segler die Missunder Fähre auch hin und wieder nutzen und seien dann sicherlich auch froh, wenn sie zügig über die Schlei gebracht werden.

Das bestätigt auch Wulf Dippel, regelmäßiger Gast auf der Fähre und zugleich zweiter Vorsitzender des Schleswiger Schlei Segel Clubs (SSC) - mit über 500 Mitgliedern einer der größten Segelclubs der Region. "Ich werde im Verein auf die Problematik hinweisen", sagt er und lobt den Fährschiffer ausdrücklich für sein "immer faires Verhalten uns Seglern gegenüber". In Missunde sei genug Platz für alle, "da sollte es eigentlich keine Probleme geben".

Wolfgang Dreesen
Letzte Aktualisierung: 09.09.2010

Quellenangabe und Copyright:
11.09.2010 | Sven Windmann | Eckernförder Zeitung, shz.de