Gemeinde Kosel

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Der Segler Siegfried Hahn (65) aus Missunde legte 30 000 Seemeilen zurück. Er nahm an der World Atlantic Rally for Cruisers teil - 15 Monate war Hahn unterwegs.

MISSUNDE | KOSEL/MISSUNDE Siegfried Hahn hat sich seinen Lebenstraum erfüllt: Er hat mit einem Segelboot einmal die Erde umrundet. Seit seinem zehnten Lebensjahr hat der 65-Jährige davon geträumt, verschlang die Bücher der Weltumsegler Wilfried Erdmann und Rollo Gebhard.

54 Jahre später, am 11. Januar 2014, ging es los: Von der Rodney Bay der karibischen Insel St. Lucia startete die World Atlantic Rally for Cruisers (World ARC) in einer Flotte von 42 Schiffen. Mit dabei Siegfried Hahn, der zunächst auf der Dinghy, einer Dehler 39, anheuerte. Und der im Laufe der kommenden Monate in der Hängematte des Einsiedlers Tom Neale liegen konnte, jenem Freund seines großen Vorbildes Rollo Gebhard, den dieser immer wieder auf der Cook-Insel Suwarrow besucht hatte.

Die Reise führte Hahn durch den Panama Kanal, über den Pazifik zu den berühmten Meeresechsen auf den Galapagos-Inseln. Nach Französisch-Polynesien auf die Marquesas-Inseln, wo er die überschwängliche Gastfreundschaft der Einwohner und die „Welcome Parts“ genoss und Kindern begegnete, die ohne Angst mit Haien schwammen. Weiter nach Tahiti und Bora Bora, und über die Cook-Inseln, zu denen Suwarrow gehört, nach Samua und den „wunderschönen“ Fiji-Inseln. Auf dem Australischen Kontinent führte es die Flotte nach Mackay Harbour und Darwin, wo sie ihre Schiffe einen halben Tag lang verlassen mussten, weil die Behörden Insektenschutzmittel darin versprühten. In Down Under erklomm er in Tanna (Vanuatu) einen aktiven Vulkan und erlebte einen sehr philosophischen Moment der Überwältigung.

Danach segelten sie nach Bali in Indonesien, über den stürmischen indischen Ozean auf die Cocos Ceeling-Inseln, wo Hahn zum zweiten Mal die Crew wechselte. Anschließend ging es nach Mauritius und Réunion, um das Kap der guten Hoffnung von Afrika herum und über den südlichen Atlantis. Pünktlich zum Karneval erreichten sie Salvadore in Brasilien und segelten an der brasilianischen Küste entlang und am Amazonas-Delta vorbei zurück zum Ausgangspunkt der 30  000 Seemeilen langen Reise.

Zwei Mal besuchte seine Frau Regine ihn bei seinen Abenteuern in der Karibik. „Ich habe mich für ihn gefreut“, erzählt sie über die Teilnahme ihres Mannes an der Rallye. Da sie aber zur Seekrankheit neige, habe sie den größten Teil der Tour auf dem Globus von zu Hause aus beobachtet und über Mail mit ihm Kontakt gehalten.

Doch es gab auch Probleme: Stürme mit Windstärke zehn und acht Meter hohen Wellen im Indischen Ozean. Ein Hai, der den Missunder nach einer Inselbesichtigung im Wasser verfolgte, weil er sich den Zeh blutig gestoßen hatte. Das Heimweh am Ende. Und Porridge zum Frühstück auf dem irischen Schiff „Avocet“, einer Sun Odyssey 49.

Fünfzehn Monate auf See hinterlassen Spuren, musste Siegfried Hahn feststellen. Gerade frisch in den Ruhestand gekommen war er anfangs noch gestresst. Doch beflügelt durch den salzigen Wind ließ er die jahrelange Arbeit als Teilhaber einer großen Firma hinter sich. Nun sei er entspannt und sehr viel gelassener. Auch den anderen Seglern sei es so ergangen. Viele Teilnehmer hätten sich spontan entschlossen, an einem der Orte, wie zum Beispiel Neuseeland, länger zu bleiben. Vor kurzem, am 11. April, lief die Flotte – nunmehr nur noch bestehend aus 17 Yachten – in der Rodney Bay wieder ein. Der gefeierte Abschied ist nur einer auf Zeit, denn die geknüpften Freundschaften sind innig und einige wollen das Ereignis wiederholen.

Siegfried Hahn kam vier Tage später wieder in Deutschland an. Bereits am Flughafen empfing ihn die umständliche Bürokratie des Alltags und versetzte ihm einen kleinen Kulturschock. „Es wird dauern, bis ich mich wieder eingelebt habe“, sagt er. Noch spürt er aber die dauernden Bewegungen des Meeres und das Schwanken der Schiffsplanken in seinen Beinen. Seine Erinnerungen, die er in einem Logbuch (auch unter sailforlife.de) festhielt, will er in einem Buch niederschreiben. Mit eindrucksvollen Fotografien seiner Abenteuer und dem glücklichen Wissen, sich seinen Lebenstraum erfüllt zu haben.

Ob er die Weltumsegelung im Nachhinein betrachtet noch einmal machen würde? „Auf jeden Fall“, antwortet er nachdrücklich. Seine nächste Reise würde er aber am liebsten mit Ehefrau Regine verbringen. In einem Camping-Van an der europäischen Küste entlang – und zwischendurch natürlich ein Boot mieten.

Güde Horn
Letzte Aktualisierung: 23.04.2015

Quellenangabe und Copyright:
23.04.2015 | ez | Eckernförder Nachrichten, shz.de