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Vortrag präsentiert aktuelle Forschungsergebnisse zu wikingerzeitlichen Grabungen in Kosel Ost / Abschluss der Steinzeitausstellung in der Alten Schule

„Kosel ist etwas Besonderes“. So resümierte der ehemalige Koseler Bürgermeister Heinz Zimmermann-Stock stolz die neuerlichen Forschungsergebnisse, die Referent Tobias Schade zum Abschluss der Ausstellung von Steinzeitfunden aus der Sammlung des Hobbyarchäologen und Schmiedemeisters Helmut Hingst (1919-1985) vorstellte. Gut 300 Besucher nutzten die Gelegenheit, um die auf verschiedene Sammlungen verteilten Artefakte in Kosel zu bestaunen. Schade promoviert im Fachbereich der Ur- und Frühgeschichte an der Christian-Albrechts Universität. Er war von der Vorsitzenden der Koseler Dorfchronisten, Dr. Edith Grünauer, und Bürgermeister Hartmut Keinberger zur Finissage der Ausstellung eingeladen worden, um über die Forschungsergebnisse zu referieren.

Schade schlug einen weitangelegten Bogen in seinem Vortrag, der Bekanntes wiederholte und weniger neue Informationen präsentierte. Nach einer Einführung ging er auf den zeitlichen Rahmen der Wikingerzeit und der Erschließung der im Koseler Ortsgebiet befindlichen Gräberfelder „Kosel-West“ und „Kosel-Ost“ ein. Ihre Erschließung, so Schade, gehen maßgeblich auf die ersten Funde von slawischer Keramikware und ihren Überresten 1960 durch den Ur- und Frühgeschichtler Karl Wilhelm Struwe und den versierten Hobbyarchäologen Helmut Hingst 1975 zurück, der auffällige Bodenverfärbungen während Bauarbeiten bemerkte. Diese Entdeckung bildete den Auftakt für großangelegte universitäre Grabungen im westlichen Dorf. Die Auswertungen dieser Fundstelle führten später zu der Erschließung einer weiteren Grabungsstelle im östlichen Dorfgebiet. Dieses neue Gebiet und die Auswertung seiner Grabungsfunde stellte Schade vor. Sie lassen eine Datierung der Siedlung auf das 9. beziehungsweise 10. Jahrhundert zu. Damit handelt sich bei dem Gräberfeld, das Schade bereits während seiner Magister untersuchte, eindeutig um ein Siedlungsgebiet aus der Wikingerzeit. Schade machte deutlich, dass anhand der dominierenden Wohnhausarchitektur auf dem Gräberfeld eindeutige Rückschlüsse auf die ganzjährige Bewohnung der Grubenhäuser zu ziehen sind.

Die sehr gut isolierten Häuser boten für Schade im Rahmen einer erstmaligen Auswertung der Grabungsfunde, einen reichen Fundus an Infos. Neben Keramikfundstücken – für die mithin das Gebiet um Kosel archäologisch bekannt ist – konnte er Textil-Produkte, wie Webmaterialien aus Flachs oder Leinen, und Relikte aus dem reichen Schmuckhandwerk der Nordmänner finden.

Des weiteren zeugen die vielzähligen, unterschiedlichen Gräberfunde, konstatierte Schade, zum einen von einer hohen Besiedlungsdichte und zum anderen von der unterschiedlich starken kulturellen und religiösen Einflussnahme auf die Art und Weise der Bestattungskultur. Überzeugen konnte Schade hier auch mithilfe von Abbildungen zum Übergang von der heidnischen Epoche zu der christlichen Kultur.

Insbesondere die Keramikfundstücke in Form von gut erhaltenen Tonwaren oder auch nur Scherben und die typischen Schmuckstücke, wie Fiebeln, Broschen oder Geldmünzen zeugen von dem regen interkulturellen Austausch, in dem Kosel damals - vergleichbar mit dem wichtigen Haithabu – stand. Silbermünzen aus Arabien wurden beispielsweise aufgrund ihrer Echt-Silber-Qualität, in Stücke zerteilt, als Zahlungsmittel unter den Wikingern eingesetzt. Kosel hat, so schloss Tobias Schade, seinen Vortrag nach eineinhalb Stunden, bereits damals schon seine „kulturelle Aufgeschlossenheit und Weltoffenheit bewiesen.“

Julia Lucas
Wolfgang Dreesen
Letzte Aktualisierung: 14.09.2016

Quellenangabe und Copyright:
13.09.2016| Julia Lucas| Eckernförder Zeitung, shz.de