Gemeinde Kosel

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„Tschernobyl-Kind“ Sascha Luzewitsch zu Besuch bei seiner ehemaligen Gastfamile Hannelore und Bernd Jacobsen

Das Örtchen Bohnert ist für ihn wie eine zweite Heimat, sagt Sascha Luzewitsch. Als eines von vielen sogenannten „Tschernobylkindern“ besuchte er zwischen 1996 und 2000 mehrmals die kleine Schleigemeinde, lebte bei Hannelore und Bernd Jacobsen und lernte Deutsch. Mittlerweile ist Sascha 36 Jahre alt, unterrichtet Deutsch in seiner Heimat Weißrussland und hat selbst eine Familie. Gemeinsam mit seiner Frau Irina (35) und seiner Tochter Uljana(7) ist er nun zurück in Bohnert, um den beiden sein zweites Zuhause zu zeigen.

„Hier in Bohnert ist noch alles wie früher. Die Menschen haben immer ein Lächeln auf den Lippen“, sagt Sascha Luzewitsch in perfektem Deutsch. „Die Zeit hier damals hat mein Leben verändert. Wäre ich nicht nach Deutschland gekommen, hätte ich mich nie in die deutsche Sprache verliebt“, verrät er. Nachdem er 2000 das letzte mal in Bohnert war, begann er in Weißrussland ein Deutsch-Studium und unterrichtet mittlerweile angehende Deutschlehrer in seiner Heimat. Und auch seine Tochter Uljana spricht quasi fließend Deutsch. „Wir empfangen in Weißrussland sogar deutsches Fernsehen – das guckt sie am liebsten.“

Angefangen hatte alles 1995. Wie andernorts auch, ermöglichte eine Initiative aus Oeversee damals vielen Kindern aus Osteuropa, die durch die Reaktorkatastrophe von Tschernobyl im Jahr 1986 gesundheitliche Schäden davon getragen hatten, Erholungsurlaube in Deutschland. „Auch Bohnert und die umliegenden Dörfer waren voller Weißrussen“, erinnert sich Bernd Jacobsen. Wenig später gründete sich auch in Bohnert eine Tschernobylkinder-Initiative, die 1996 Sascha Luzewitsch nach Deutschland brachte. In den folgenden Sommern fand er dann für jeweils vier Wochen ein neues Zuhause in Bohnert. „Schon die wenigen Wochen hier haben dazu beigetragen, dass sich das Immunsystem der Kinder erholen konnte“, erklärt Hannelore Jacobsen.

Damals wie heute leben Sascha und seine Familie in Pinsk, an der weißrussisch-ukrainischen Grenze. Die Katastrophe von vor mehr als drei Jahrzehnten ist dort heute kaum noch mehr präsent. „Wir waren schon gut 15 Mal in Weißrussland – es ist kaum zu beschreiben, wie gastfreundlich die Leute dort sind“, so Bernd Jacobsen.

Wolfgang Dreesen
Letzte Aktualisierung: 12.08.2018

Quellenangabe und Copyright:
10.08.2018 | Yannick Kitzinger | Eckernförder Zeitung, shz.de