Gemeinde Kosel

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"Wie ist dein Gefühl jetzt?" "Besser. Lockerer. Ich will nicht sagen, Wolke 7, aber..." Das veränderte Körpergefühl, das Claudia Kruse auf ihrem Deutschen Reitpony spüren konnte, hatte seine Ursache in gezielten ßbungen auf der weichen Matte.

"Sie sitzt nach links, das Pferd ist nach rechts schief", beobachtete Pferdewirtschaftsmeisterin Ina Lehmann zuvor. Unter ihrer Anleitung dehnte, streckte und lockerte Kruse gezielt die bei Reitern öfter blockierten Bereiche und stieg wieder aufs Pferd. Das Resultat war eine Reiterin mit verfeinerter Hilfengebung, verbessertem Gleichgewicht - und einem weniger angespannten Pony.

Ina Lehmann ist Berufsreiterin und ausgebildete Bewegungstrainerin. Sie arbeitet nach der Methode von Eckart Meyners, einem weltweit gefragten pensionierten Sportwissenschaftler aus Lübeck, und gab schon zum zweiten Mal ein Seminar auf Hof Brahmkamp bei Kosel. "Es gibt viele Pferde mit Problemen, entweder sie gehen nicht taktrein, auf der einen Hand schlechter als auf der anderen, oder sie entziehen sich den Zügelhilfen. Im schlimmsten Falle gelten sie als widersetzlich oder unreitbar." Hat man Ursachen wie schlecht passende Sättel, schmerzhafte Haken an den Zähnen oder sonstige körperliche Schäden ausgeschlossen, können auch solche Pferde durch die unterstützenden ßbungen am Reiter wieder fein und locker werden. Wie das? "Sehr viele Probleme beim Pferd entstehen erst durch Blockaden und Disbalancen beim Reiter", so Lehmann. Das Bewegungsprogramm nach der EM-Methode verbessere Koordination und Gleichgewicht des Reiters und erreiche dadurch ein harmonisches Gesamtbild mit dem Pferd.

Andrea Jedich war eine von zehn Teilnehmern mit Pferd. Sie wollte vor allem an ihren unruhigen Händen und der damit verbundenen unruhigen Zügelführung arbeiten. Eine erste ßbung auf der Matte am Boden lockerte den Rücken, eine zweite durch Mobilisierung der Wirbelsäule das Kreuz. "Ich fühle mich wohlig, locker und warm auf dem Pferd", kommentierte Jedich das veränderte Körpergefühl. Es folgte eine Koordinationsübung auf dem Pferd, bei der sie Kopf und Arme gegenläufig bewegte. Das Resultat war ein fein an den Hilfen stehendes und entspannt trabendes Pferd, Kopf immer leicht vor der Senkrechten.

Reiterin und Physiotherapeutin Ulrike Piening hat Eckart Meyners und Ina Lehmann auf einer Jungzüchterveranstaltung in Elmshorn erlebt. "Das war im Grunde reine Krankengymnastik." Es sei beeindruckend, wie der Reiter das Pferd forme - im Positiven wie im Negativen. Man kam ins Gespräch, das erste Seminar im Norden wurde geplant. "Die Reiter haben als einzige Sportler kein Warm-up", so Piening. Was bei Fußballern, Hürdenläufern oder Speerwerfern unumgänglich sei und Verletzungen vorbeuge, sei bei Reitern bisher kein Thema. Ob es daran liegt, dass das Hobby sehr zeitaufwändig ist oder der Reiter nach Putzen, Satteln und Stallarbeit das Gefühl hat, sich genug bewegt zu haben - Fakt ist, er hat sich meistens nicht richtig bewegt.

Nach vier bis fünf ßbungseinheiten auf der Matte und im Sattel, nach Koordinationsverbesserungen durch Stimulation von linker und rechter Gehirnhälfte und der gezielten Auflösung von Blockaden hat Ina Lehmann ihre Teilnehmer im Grunde erst gelockert: "Nach dieser Stunde können wir anfangen, richtig zu reiten und mit dem Pferd zu arbeiten." Doch auch so waren schon Erfolge zu sehen, wie eine Reiterin berichtete: "Ich fühle mich richtig gut. Ich sitze weicher, und das Pferd ist zufriedener."

Wolfgang Dreesen
Letzte Aktualisierung: 01.02.2011

Quellenangabe und Copyright:
20.12.2010 | Carola Flügel | Eckernförder Zeitung, shz.de