23-Jährige bewährt sich als Chefin an der Zapfsäule
Von Frederic Wanders - Aktualisiert am 13.02.2014
Erst an der B 76 in Fahrdorf, jetzt auch an der Flensburger Straße in Schleswig: Linda Riemer hat bereits ihre zweite Tankstelle übernommen.
Mit 23 Jahren haben die meisten jungen Menschen entweder gerade ihre Ausbildung abgeschlossen oder stecken noch mitten im Studium. Linda Riemer leitet in diesem Alter schon zwei eigene „Star“-Tankstellen. Bereits mit 22 übernahm sie die erste, direkt an der B 76 in Fahrdorf gelegen. Zum Monatsbeginn hat sie nun auch die Tankstelle in der Flensburger Straße übernommen. Ihr Vorpächter hatte sie aus gesundheitlichen Gründen abgegeben. Warum die Regionalleiter von „Star“ auch in diesem Fall gleich ihren Namen ins Spiel gebracht haben, weiß die aus Kosel stammende junge Frau zwar selbst nicht so ganz genau. Ihre Vorgesetzten werden jedoch ihre, offenbar guten, Gründe haben. Immerhin übernahm Riemer schon im August 2012 die Filiale in Fahrdorf – und zwar mit Erfolg. Schon damals hatte man bei der Nachfolge-Besetzung nur an sie gedacht. An der Tankstelle in Fahrdorf hatte sie zuvor ihre Ausbildung zur Einzelhandelskauffrau abgeschlossen und war dabei „Teil einer Familie geworden“, wie sie sagt. „Es ist in meinem Alter schon ein Risiko, vor allem finanziell. Aber es gibt ja nur zwei Möglichkeiten: Entweder es geht gut oder nicht“, sagt die junge Tankstellen-Chefin. Nicht gut lief für sie in ihrem ersten Job bei einer Supermarktkette in Eckernförde. „Da musste ich nur Kisten stapeln“, erzählt sie. Jetzt darf und muss sie Verantwortung übernehmen, denn als Pächterin von nun zwei Tankstellen verdoppelte sich auch die Zahl ihrer Belegschaft von fünf auf zehn. „Ich habe dadurch gelernt, wie man Anweisungen gibt“, berichtet die 23-Jährige. Ihr – durchaus ungewöhnlicher – Wunschberuf aus Kindheitstagen hätte die Eigenschaft nicht von ihr gefordert: „Ich wollte eigentlich Besamungstechnikerin werden. Aber als 15-jähriges Mädchen hat man in der Landwirtschaft keine Chance“, sagt Linda Riemer. Inzwischen steht die junge Frau längst mit beiden Beinen mitten im Berufsleben. Und dabei wurde sie schon kräftig auf die Probe gestellt. Als im vergangenen Sommer die B 76 bei Fahrdorf sechs Wochen lang rundum erneuert wurde, waren Kunden Mangelware. „Die Tankstelle war nur aus der Ortschaft zu erreichen“, erzählt Linda Riemer. In ihrer neuen Filiale an der Flensburger Straße läuft hingegen bislang alles noch glatt. „Die Mitarbeiter haben mich alle gut aufgenommen und bis jetzt ist dort noch nichts schief gelaufen“, erzählt die Chefin. Allerdings muss sie dort für sie ganz neue Aufgaben bewältigen. So etwa die Kontrolle der Waschanlage. Hinzu kommen typische Chefsachen wie das Erstellen von Abrechnungen und Dienstplänen sowie das Koordinieren von Bestellungen. Außerdem hilft sie an der Kasse aus und scheut sich auch nicht vor Knochenarbeit. „Ich arbeite sechs Mal in der Woche von 6 bis 19 oder 20 Uhr“, erzählt die 23-Jährige aus ihrem Alltag. Sie käme damit zwar zurecht, aber ihre Tagesplanung will sie trotzdem noch verbessern – „um noch mehr zu schaffen“. Die nächste große Aufgabe steht ihr bereits im Laufe dieses Jahres bevor: „Unser Einkaufsbereich wird komplett modernisiert“, erzählt die 23-Jährige. Während der Bauphase sollen die Kunden dennoch weiter tanken können: „Wir werden in diesem Zeitraum einen Container aufstellen, in dem wir alles abwickeln können“, sagt Linda Riemer, die weiß, wie sensibel manche Kunden auf Veränderungen im Tank-Shop reagieren können: „Ich habe schon einmal versucht, den Zeitungsstand von der einen auf die andere Seite des Eingangs umzustellen. Aber da gab es gleich Proteste“, berichtet sie. Sie müsse die Stammkundschaft wohl erst noch kennenlernen. Für die langfristige Zukunft hat die junge Chefin auch schon Pläne. „Meine Familie ist mir sehr wichtig“, sagt sie. Deswegen soll es in den kommenden Jahren keine beruflichen Veränderungen mehr geben.
Letzte Aktualisierung: 13.02.2014
Quellenangabe und Copyright:
13.02.2014| Frederic Wanders| Schleswiger Nachrichten, shz.de
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