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Baustopp am Koseler Pastorat / Kirchenvorstand stellt neuen Förderantrag an die Kirchenkreis nach Schwammfund im Gebäude

Abreißen und neu bauen oder entkernen und modernisieren? Zwischen diesen Extremen bewegt sich derzeit die Kirchengemeinde Kosel im Umgang mit ihrem Pastorat. "Es gibt für beide Varianten klare Befürworter", sagt Pastor Charles Ruppert und berichtet aus einer Sitzung des Kirchenvorstands. Eine Entscheidung konnte der Vorstand aber noch nicht fällen, die "Entscheidung fällt letztlich beim Kirchenkreis", so der Pastor. Um in der Sache weiterzukommen, wird die Kirchengemeinde einen Antrag an den Kirchenkreis stellen, um finanzielle Unterstützung für das künftige Pastorat zu bekommen. "Wir hoffen bis Mitte des Jahres auf ein Ergebnis", ergänzt Klaus Johannsen aus dem Kirchenvorstand und Fachkraft für Arbeitssicherheit im Kirchenkreis, Bezirk Nord.


Wäre alles nach Plan gelaufen, hätte Pastor Charles Ruppert im Sommer mit Frau und Hund ins Pastorat einziehen können. Und auch das Pastorenzimmer und das Gemeindebüro müssten nicht in zwei Containern vor dem Gebäude stehen. Doch der Kirchenvorstand stoppte Anfang März nach dem überraschenden Fund von Schwamm im Mauerwerk sämtliche Arbeiten an dem Gebäude, das seit dem Auszug von Familie Lehmann im Juni leer stand. Mit dem Beginn des Umbaus habe man so lange gezögert, bis klar war, welche Wünsche und Ideen der neue Pastor habe, erklärt Johannsen. Pastor Ruppert war am 20. Februar ins Amt eingeführt worden. "Ohne zu wissen, wie es weiter geht, mussten wir die Arbeiten einstellen", sagt Johannsen. Was war passiert?

Bei den Umbauarbeiten im Gebäude war eine Trennwand zwischen der ehemaligen Küche und dem Kirchenbüro durchbrochen worden. Dabei wurde Feuchtigkeit in der Wand und wenig später Schwamm gefunden. "ßber viele Jahre war dort aus einem undichten Regenfallrohr, einem undichten Dach, und einem Leck im Badezimmer im Obergeschoss Wasser ins Gemäuer gelangt", berichtet Diplom-Ingenieur Johannsen. An der Stelle schließt der Anbau des Gemeindehauses an das ältere Wohnhaus an und bildet einen mehrere Zentimeter breiten Luftschacht. Vor etlichen Jahren sei die Wand von den Zimmern aus mit Platten abgedeckt worden, wodurch die Lebensbedingungen des Schwamms noch besser wurden, berichtet Johannsen weiter. Aufgeschreckt durch den Fund, wurden weitere Wände freigelegt, und immer mehr Schwamm kam ans Licht. Dicke tragende Holzbalken in der Decke hatten sich aufgelöst und sorgten für Entsetzen bei den Verantwortlichen.

In Sorge, wie der Rest des über 150 Jahre alten Gebäudes ausschaut, wurden in enger Zusammenarbeit mit den Baufachleuten des Kirchenkreises weitere Wände geöffnet und an allen Auflagepunkten der Deckenbalken auf den Wänden die Fußböden und Decken geöffnet. Dabei wurden bis auf an einer Stelle keine gravierenden Schäden an den Balken festgestellt "Der Zustand des Restes ist gut", sagt Pastor Ruppert. Das Haus sei trocken, die Lecks in den alten Leitungen dicht, und auch der Schwamm könnte durch Fachfirmen dauerhaft beseitigt werden. "Die Substanz des Hauses ist in Ordnung", beteuert auch Johannsen, Schimmel sei kein Problem. Allerdings ist angesichts der festgestellten Schäden die bisherige Kostenplanung nicht mehr zutreffend.

Die Kirchengemeinde hatte 2010 Kosten zur umfassenden Modernisierung und energetischen Sanierung des Gebäudes, zum Einbau einer neuen Heizung und der Trennung der Verbrauchskreise für Pastorenwohnung, Gemeindehaus mit Büro und Kindergarten für Strom, Wasser und Heizung von rund 180 000 Euro ermitteln lassen, berichtet Johannsen. Der Kirchenkreis hatte auf Antrag einem Zuschuss von etwa 156 000 Euro zugesichert.

Angesichts der Funde sei der Baustopp zwingend nötig gewesen und auch richtig, sagt Ruppert, es werde schließlich das Steuergeld der Kirchenmitglieder verbaut. Wie es nun weiter geht, sei noch offen. Da müsse man auf die Unterstützung des Kirchenkreises hoffen. Denn weder für Abriss und Neubau noch für Entkernung und Sanierung habe die Kirchengemeinde ausreichend Finanzmittel, stellt der Pastor fest. Man werde ganz sicher auch auf die Unterstützung der Gemeindeglieder, der Vereine und Verbände in der großen Kirchengemeinde angewiesen sein. Und vielleicht gründe sich ja auch ein Förderverein, der die Arbeit der Kirchengemeinde unterstütze, so Ruppert, denn die Haushaltslage sei eng.

Für Ruppert wird das Provisorium Ferien-Appartement im Juni zu Ende gehen. Er wird in eine Wohnung umsiedeln, bis das Pastorat wieder zur Verfügung steht.

Wolfgang Dreesen
Letzte Aktualisierung: 28.06.2011

Quellenangabe und Copyright:
16.04.2011| Dirk Steinmetz| Eckernförder Zeitung, shz.de