Pastorin im Dauereinsatz
Von Achim Messerschmidt - Aktualisiert am 24.12.2014
„Mama ist Weihnachten ein Totalausfall“
Als Pastorin ist Susanna Kschamer über Weihnachten im Dauereinsatz / Ihre Kinder kennen das und übernehmen viele der Vorbereitungen
Für die Gottesdienstbesucher heute in Kosel und Fleckeby ist Pastorin Susanna Kschamer omnipräsent. Um 15 Uhr leitet sie den Familiengottesdienst in der Koseler St.Laurentius-Kirche, um 17 Uhr die Vesper in der Kreuzkirche Fleckeby und um 23 Uhr steht sie wieder in Kosel bei der Christmesse auf der Kanzel. Ihre Familie hingegen muss auf sie daher die meiste Zeit verzichten. Und auch die Tage vorher ist die Pastorin mit den Vorbereitungen für die Gottesdienste beschäftigt.
Susanna Kschamer (50) lebt mit ihrer Tochter Zoë (14) allein im Pastorat in Kosel.Über die Weihnachtstage wird es aber voll werden. Doch wer alles kommt und in welcher Besetzung Weihnachten gefeiert wird, das variiert von Jahr zu Jahr und entscheidet sich oftmals auch erst kurzfristig. „Meine Eltern sind gestern angereist“, sagt die Pastorin und auch ihre Söhne Simeon (26), Jasper (30) mit Frau und erstmals mit Enkelin Amelie (4), Lucas (31) und Tochter Kaj-Friderike (27) mit Ehemann haben sich angekündigt. Die Freundinnen von Simeon und Lucas werden noch nach Kosel nachreisen.
Seit Zoë zwei Jahre alt ist und Susanna Kschamer Pastorin, ist sie alleinerziehend. „Zoë hatte immer ältere Geschwister, das hat einiges leichter gemacht“, sagt sie. „Ich bin es nicht anders gewohnt, dass Weihnachten stressig ist und ich auf meine Mutter weitgehend verzichten muss“, sagt die 14 Jahre alte Zoë. Der Spruch „Mama ist Weihnachten ein Totalausfall“ hat in der Familie aber schon die Runde gemacht. Umso mehr freut sich Zoë auf ihre Geschwister, die sie sonst nur selten alle gemeinsam sehen kann. Letztes Jahr hat Zoë noch selber beim Krippenspiel mitgemacht, auch das Falten der Liederzettel gehört zu ihren Aufgaben.
Vieles muss im Hause Kschamer zur Weihnachtszeit improvisiert werden, Vorbereitungen laufen auf den letzten Drücker. Den Weihnachtsbaum will Zoë gemeinsam mit ihrem Bruder Lucas schlagen – vielleicht erst heute. Geschmückt wird der Baum dann vermutlich von der Großmutter und Tochter Kaj-Friderike. Auch die Krippe und die Pyramide werden aufgehstellt, „beide dürfen an Heiligabend nicht fehlen“, sagt Susanna Kschamer. Sie sind allerdings noch in einer der zahlreichen unausgepackten Umzugskarton auf dem Dachboden versteckt – so wie der meiste andere Weihnachtsschmuck. „Aber wir finden sie“, waren Zoë und ihre Mutter zumindest gestern noch optimistisch. Dafür war bis jetzt noch keine Zeit.
Denn gerade für die Großeltern wolle man trotz der Abwesenheit der Mutter ein möglichst perfektes Weihnachtsfest bieten. Und dazu gehört auch ein leckerer Festtagsbraten. Gefüllte Pute, soviel steht fest, wird es an Heiligabend geben. „Wahrscheinlich mit Rotkohl, Salaten und Semmelknödel“, sagt Zoë. Und zum Nachtisch gibt’s Bratapfel. „Seit ich Pastorin bin, habe ich mit dem Kochen an Heiligabend nichts mehr zu tun“, sagt Susanna Kschamer. Das übernehmen die Kinder und ihre Mutter. Dass nichts schief geht und das Weihnachtfest harmonisch über die Bühne geht – da könne sich die 50-Jährige mittlerweile drauf verlassen.
Wenn es in der Küche hoch hergeht, ist die Pastorin unterwegs nach Kosel zum Gottesdienst. „Ein Krippenspiel gibt es da leider nicht“, bedauert sie, das findet aber in Fleckeby statt. Hier führt Carmen Mewes durch den Familiengottesdienst. Die Kinder und ihre Eltern werden im Laufe des Tages auch immer eine ihrer Predigten hören und sie in die Kirche begleiten. „Wer keine Lust hat zu Hause zu arbeiten, geht in die Kirche“, sagt Kschamer.
Nach dem Familiengottesdienst in der St. Laurentius-Kirche Kosel geht es gleich weiter zur Vesper nach Fleckeby in die Kreuzkirche. „Vielleicht schaue ich dazwischen mal kurz zu Hause rein.“ Nach dem Gottesdienst wird noch gemeinsam mit der Küsterin Monika Ziebarth die Kollekte gezählt und etwas aufgeräumt. So gegen 18.30 Uhr ist die Pastorin dann zurück bei ihrer Familie in Kosel. Es wird gemeinsam gegessen, ein Tischgebet darf nicht fehlen. Das Christkind kommt natürlich auch ins Pfarrhaus. Die Glocke läutet, es wird gesungen, dann die Bescherung. „Vielleicht setzt sich mein Vater ja wieder ans Klavier“. Die Geige hat Zoë seit ein paar Jahren beiseite gelegt. Beim Auspacken der Geschenke geht es gesittet zu. Jeder nimmt sich ein Geschenk, das in Ruhe ausgepackt wird, die anderen gucken zu.
Doch so richtig zurücklehnen kann sich Susanna Kschamer nicht. Sie weiß, um 23 Uhr muss sie wieder topfit vor der Gemeinde stehen. „Man sitzt dann unruhig, etwa so wie auf heißen Kohlen“, beschreibt sie das Gefühl. Ein Glas Wein zuviel könnte fatal sein. „Die Bescherung am Ersten Weihnachtstag, in aller Ruge nach dem Ausschlafen, das würde mir gefallen“, sagt sie.
Auch in der Vorweihnachtszeit ist die Pastorin die meiste Zeit fest verplant. Ein Bummel über den Weihnachtsmarkt oder Gäste so ganz privat zum Adventskaffee einladen – das wäre mal was. Die Plätzchen hat ihre jüngste Tochter in diesem Jahr mit den Konfirmanden gebacken.
Morgen steht dann traditionsgemäß ein Besuch bei der Schwägerin in Flensburg an. Den Beginn ihrer Predigt in Fleckeby hat sie daher auch von 17 auf 18 Uhr nach hinten verlegt. „Im letzten Jahr konnte ich nicht mit, da war mir 17 Uhr doch zu knapp“, erzählt sie. Auch am zweiten Weihnachtstag ist sie im Einsatz, um 17 Uhr predigt sie in Kosel.
Letzte Aktualisierung: 24.12.2014
Quellenangabe und Copyright:
24.12.2014| Achim Messerschmidt| Eckernförder Zeitung, shz.de
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