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Marx Harder hat einen 900 Quadratmeter großen Naturgarten für Schmetterlinge, Insekten, Vögel und Reptilien in Kosel geschaffen

Schmetterlinge (Tagfalter) und Insekten, die sieht man auf dem Biohof Schoolbek gerne. Um ihre Lebensbedingungen nachhaltig zu verbessern, wurde im Frühjahr 2015 schweres Gerät aufgefahren. Marx Harder hat einen besonderen Lebensraum für Schmetterling, Insekten, Vögel und Reptilien geschaffen.

Auf rund 900 Quadratmetern Fläche wurden besondere Verhältnisse eingerichtet, erklärt Harder. Damit sich Tagfalter wohlfühlen, benötigen sie einheimische Wildpflanzen, an denen sie zunächst als Falter ausreichend Nektar finden und später als Raupe saftiges Grün. In vielen Gärten und vor allem auch entlang von Äckern und Weiden, gebe es heute kaum ausreichend ursprüngliche Pflanzen, sagt Harder. So suchen die Insekten vor allem natürliche, nicht hoch gezüchtete und gefüllte Blüten, wie sie in Gärten Verwendung finden.

Diese Erkenntnis, die er auch durch sein langjährige Mitarbeit im Tagfalter-Monitoring als regelmäßiger Begeher bestätigt sieht, veranlasste ihn dazu, die ehemalige Ponyweide in einen Naturgarten zu verwandeln. Damit dort die Wildpflanzen gedeihen können, auf die sehr viele der heimischen Schmetterlinge und Nachtfalter angewiesen sind, musst er den Boden verändern. Dazu muss der Boden sehr nährstoffarm sein. Daher ließ Harder zunächst die rund 15 Zentimeter starke Humusschicht von der Fläche an die Seite zu einem Wall an der Straße aufschieben. Zusätzlich wurden vier Lkw-Ladungen Kies aufgebracht, die er mit einer Motorfräse einarbeitete.

Auf einer solchen Grundlage wurden dann viele heimische Knickgehölze an den Rand und einige Obstbäume in die Fläche gepflanzt. Außerdem brachte Harder spezielles Bio-Saatgut aus, um einen Naturrasen mit Wildblumen zu initiieren. Jetzt ein Jahr später überzieht ein bunter Teppich die profilierte Fläche. In diesem Frühjahr konnte Harder feststellen, dass alle 23 ausgesäten heimischen Stauden- und fünf Gräserarten gekeimt hatten. Anfangs wässerte er die Saat, inzwischen ist das nicht mehr nötig. Und was Harder und besonders die Insekten freut, viele Blüten laden zum Nektarnaschen ein. „Das ist ein Traum“, sagt Harder jetzt, rund eineinhalb Jahre nachdem er begann und ist glücklich. Manchmal gehe er einfach nur in die Fläche und staune, was sich dort fast täglich verändert und lebendiger wird.

Mit den Pflanzen sind auch die ersten Tagfalter eingewandert. Im April und Mai waren das überwiegend Weißlinge, Arten, die es noch häufig gibt. Inzwischen seien aber auch die eher selten zu sehenden Offenlandfalter eingetroffen. So konnte Harder, der seit er zehn Jahre alt ist, Schmetterlinge und Falter liebt, den Hauchhechelbläuling, das Kleine Wiesenvögelchen und den Kleinen Feuerfalter entdecken. Gesichtet hat er auch schon die ersten Nachtfalterraupen, die sich an den Königskerzen satt fressen. Und auch wenn Harder sich über jeden Schmetterling freut, den er auf der Fläche sieht, so weiß er doch, dass es für die meisten der 100 in Schleswig-Holstein beheimateten Tagfalter zu spät ist. Rund 80 Prozent sind ausgestorben, kurz davor oder nur noch an sehr geringen Standorten vorhanden. Viele Falter seien direkt an einige wenige Standortbedingungen und Pflanzen gebunden, sind sie weg, hätten die Falter keine Chance, sagt Harder. Und da viele Schmetterling auch nicht weit wandern, könnten sie auch kaum andere Lebensräume erreichen. Darum freut er sich, im Bereich Kosel einen Lebensraum geschaffen zu haben, wo einige Arten ihren Bestand ausbauen können.

Der Garten verfügt bereits über einen kleinen Teich und eine Natursteinmauer. Der Bau dieser mit sehr großen Feldsteinen, unter anderem aus Osterbyholz gespendet, errichteten Mauer, dauerte mehrere Wochen. Nun bietet die Mauer in Südwestausrichtung ideale Lebensräume für Reptilien und Insekten. Weitere Lebensräume wie Totholzhaufen sollen folgen. Außerdem sollen Insektenhotels weiteren Arten Quartier bieten. Nebenbei erwartet Harder, dass auch die Population an Vögeln und Fledermäusen von dem Naturgarten profitieren werden, denn ihr Nahrungsangebot wächst ebenfalls.

Weiter gestalten will Harder noch die Wege durch das Paradies. So möchte er den Wegunterbau aus Geröll und Kies aufbauen, auf dem dann thymianartige Pflanzen den Boden bedecken. Dann brauche man auch keine Angst zu haben, wenn man auf eine Pflanze trete, da es dann ganz viel gibt. Sie gelten wie Habichtskraut, Dost (wilder Majoran), Hornklee, Ackernglockenblume, Prachtscharte und Königskerze zu wertvollen Schmettlingspflanzen, die auch in Gärten Platz finden könnten. Zu verschiedenen Anlässen wird Harder in den Garten einladen und Besucher führen.

Dirk Steinmetz
Wolfgang Dreesen
Letzte Aktualisierung: 13.07.2016

Quellenangabe und Copyright:
13.07.2016| Dirk Steinmetz| Eckernförder Zeitung, shz.de