Hochwasser: Die Plastik-Seuche breitet sich aus
Von Schleswiger Nachrichten - Aktualisiert am 21.03.2018
Hochwasser schwemmt Partikel über die Ufer der Schlei. Schleswiger Stadtwerke schalten Entsorgungs-Hotline frei
Als wäre die Verseuchung der Schlei durch Millionen von kleinen Plastikschnipseln nicht schlimm genug. Durch das Hochwasser der vergangenen Tage hat die Verunreinigung des Gewässers nun noch eine neue Dimension gewonnen: Der Meeresarm ist überall über die Ufer getreten, das Wasser ist Strände hinaufgeschwappt, hat Reetstreifen überspült, wurde in Flüsschen wie die Füsinger Au gedrückt und hat die umliegenden Wiesen überschwemmt. Auch viele Privatgrundstücke wurden geflutet. Deshalb besteht aus Sicht des Kreises Schleswig-Flensburg die ganz konkrete Wahrscheinlichkeit, dass viele der Plastikpartikel, die über das Klärwerk der Schleswiger Stadtwerke in die Schlei gelangten, nun plötzlich an Land geraten sind.
Das veranlasste die Schleswiger Kreisverwaltung – unter anderem offiziell zuständig für Natur- und Gewässerschutz, aber auch für die Müllentsorgung – eine eilige Pressemitteilung herauszugeben. Der Text ist kurz, der Ton deutlich. „Es besteht die Gefahr, dass Plastikpartikel sich mit Grüngut vermischen. Grundstücksbesitzer dürfen das Plastik-Grüngut-Gemisch auf keinen Fall über die Biotonnen beziehungsweise den Grünabfall entsorgen. Betroffene Grundstücksbesitzer wenden sich bitte zwecks ordnungsgemäßer Entsorgung an die Schleswiger Stadtwerke unter der Telefonnummer 04621/801471.“
Stadtwerke entsorgen kontaminiertes Grüngut
Die Telefonnummer, unter die Meldungen über die Sichtung von Plastik entgegengenommen wird, ist tagsüber immer besetzt. „Wenn uns jemand über Plastikteilchen auf seinem Privatgelände berichtet, schauen wir uns die Sache an“, versprach Stadtwerke-Geschäftsführer Wolfgang Schoofs. Sollte sich herausstellen, dass tatsächlich eine Verschmutzung durch die Partikel vorliegt, die durch den Faulturm der Stadtwerke in die Schlei gelangt sind, würde das kontaminierte Grüngut kostenlos entsorgt und verbrannt. „Das gilt natürlich nicht, wenn wir bemerken, dass unser Angebot missbraucht werden soll“, warnt Schoofs. Deshalb werde auch genau hingeschaut, um welche Art von Verschmutzung es sich handelt und ob es plausibel ist, dass es sich um besagte Plastikpartikel handelt.“
Wer letztlich die Verantwortung für die Verschmutzung der Schlei trägt, ist nach wie vor umstritten. Die Frage muss voraussichtlich vor Gericht geklärt werden. Unumstritten ist, dass das nordfriesische Unternehmen Refood Essensreste mit einem Plastikanteil nach Schleswig geliefert hat, die von den Stadtwerken in Energie umgewandelt werden sollten. Bei diesem Prozess gerieten Millionen kleine Plastik-Teilchen in die Schlei.
– Quelle: https://www.shz.de/19386336 ©2018
Letzte Aktualisierung: 21.03.2018
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20.03.2018| Schleswiger Nachrichten| Schleswiger Nachrichten, shz.de
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