Schilf-Insel auf Kollisionskurs
Von Achim Messerschmidt - Aktualisiert am 13.07.2015
Das mehrere hundert Tonnen schwere Eiland drohte am Sonnabend auf den Campingplatz Wees zu treiben. DGzRS kam zur Hilfe.
„Von der Schilf-Insel geht keine Gefahr aus, ein sofortiges Handeln ist daher nicht notwendig“ – so die Einschätzung des Wasser- und Schifffahrtsamtes Lübeck in seinem jüngsten Schreiben vom vergangenen Freitag an Kosels Bürgermeister Hartmut Keinberger. Keine 24 Stunden später sollte die Behörde eines Besseren belehrt werden. Nur mit Hilfe der Campingplatzbetreiber Anke Nissen und Thomas Jacobs sowie dem Einsatz der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger konnte verhindert werden, dass die seit rund zwei Jahren herumtreibende und Hunderte von Tonnen wiegende Schilf-Insel den Campingplatz, Badestrand und die Boote am Steg beschädigt.
Nach Auffassung des Wasser- und Schifffahrtsamtes seien Schilf-Inseln in der Schlei keine Besonderheit. Hochwasser, Unterwasserströmungen und Ostwind würden immer wieder dazu führen dass sich Teile vom Schilfgürtel lösten. Das kann auch Thomas Jacobs bestätigen, der immer wieder kleine Inseln wegschleppen musste. Doch die Insel, mit der sie es seit rund zwei Jahren zu tun hätten, sei da ein ganz anderes Kaliber. Rund 100 Meter lang und gut sechs Meter breit schätzt Thomas Jacobs die Größe der Insel, die sich bislang in einer kleinen Bucht gegenüber dem Campingplatz Wees festgesetzt hatte, und am Sonnabend Kurs auf Steg und die dort fest gemachten Boote nahm.
„Das war so gegen 13 Uhr“, sagte Thomas Jacobs gegenüber unserer Zeitung. Viele Bootseigner seien da gewesen und hätten ihre Boote vom Steg geholt. „Wegziehen lässt sich die Insel nicht“, diese Erfahrungen hätte er schon gemacht. Stattdessen bestiegen er und Anke Nissen ein Motorboot und setzten sich damit vor die Insel. Mit 50 PS schoben sie dann gegen die Insel, um sie vom Campingplatz fern zu halten – etwa zwei Stunden lang. Dann entschieden sie sich, die Seenotrettung zu alarmieren, die gegen halb vier eintraf und ebenfalls mit der Schubkraft ihres Schiffes „Walter Merz“ das Eiland wieder zurück in die Bucht drücken konnte.
„Wir hatten Glück“ , weiß Thomas Jacobs. Wenn sich die Insel über Nacht gelöst hätte und niemand vor Ort gewesen wäre, hätte sie einiges mit ihrer Wucht zerstört. Anke Nissen und Thomas Jacobs hoffen, dass zumindest jetzt das Wasser- und Schifffahrtsamt tätig wird. „Wir fühlen uns nicht ernst genommen“, so Jacobs. Um die Insel jetzt nachhaltig zu sichern, müssten Fachleute mit schwerem Gerät ran. Mehrere Meter müssten beispielsweise Pfähle in den Boden gerammt werden.
Gemeindechef Keinberger saß bereits gestern wieder an einem Schreiben an das Wasser- und Schifffahrtsamt. Als Anlage: reichlich Fotomaterial von der spektakulären Rettungsaktion in der Schlei.
Letzte Aktualisierung: 13.07.2015
Quellenangabe und Copyright:
13.07.2015| Achim Messerschmidt| Eckernförder Zeitung, shz.de
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