Nein Danke Ich wähleOK für mich

Teilen:

Viele Besucher beim 17. Kunst- und Kulturtag "Unter dem Himmel von Bohnert" / Sorgen um Fortbestand der Veranstaltung

"Gestern habe ich mir das noch nicht vorstellen können. Der Aufbau war nur nass." Jutta Kreuziger, Organisatorin, Seele und Herz der Veranstaltung, erinnert sich mit Unbehagen an das Wetter vom Vortag und ihre Sorge um den inzwischen siebzehnten Kunstsonntag "Unter dem Himmel von Bohnert". Die dunklen Regenwolken blieben dunkle Wolken, es war den ganzen Tag trocken, Kaffee, Kuchen, Pizza und Wein schmeckte den vielen Besuchern, die Ausstellung im Grünen wurde ein voller Erfolg.


Wieder einmal säumten dreißig weiße Pavillons die Wiese am Ortseingang und präsentierten den vielen Neugierigen einen Querschnitt des kunsthandwerklichen Schaffens von Hamburg bis Stoltebüll. Und wieder einmal begleiteten Musiker und Chöre den Nachmittag ohne Gage. "Es ist wunderbar, dass die Musiker alle umsonst auftreten", freute sich Jutta Kreuziger, die wie in den vergangenen Jahren sämtliche Einnahmen dem Förderkreis krebskranker Kinder spendet. Viele Aussteller kamen aus der Region, allein acht davon aus Eckernförde, Kosel oder Bohnert. "Ich habe nur durch Zufall erfahren, dass Bohnert so viel künstlerisches Potenzial besitzt", erinnerte sich Kreuziger und erzählte, wie sie über Umwege auf die Künstler kam. Klaus Langer (Aquarelle), Barbara Müller, Renate Romberger (Malerei), Kai Feddersen (Portraitmalerei) sowie Birgit Lindemann (Portraitbildhauerei) repräsentierten an diesem Sonntag die Bohnerter Kunstschaffenden.

Zum fünften Mal mit einem Stand dabei war die inzwischen 77-jährige Dörte Nürnberg aus Eckernförde, die wie immer jugendlich strahlend, ihre Glaskunst zeigte und verkaufte. "Ich bin sehr zufrieden heute!" Faszinierend auch die Vielfalt der ausgestellten Objekte: Holger Maciolek fertigt aus Laubhölzern hochwertige und extrem schnittfeste Schneidbretter, aus den Dauben alter Eichenfässer Weinwiegen oder Obstschalen. "Hier sind sehr nette Leute. Der Umsatz ist ebenfalls sehr gut. Und die Region interessiert mich", fasste er die positiven Eindrücke des Tages zusammen.

Sabine Arndt aus Lübeck war zum sechsten Mal mit ihren Werken in Bohnert und versprühte, wie auch in den letzten Jahren, mit ihren farbenfrohen, teils großformatigen Acryl- und Älbildern Lebensfreude und gute Laune. "Ein Tag hier ist jedes Mal ein geschenkter Tag, egal, wie er wird. Wie Musik auf dem Lande." Direkt neben ihr stellte Anette Klein Lenderink selbst fotografierte Briefkarten mit Motiven aus der Natur vor: nebeneinander montierte Fotos von in Baumrinde geritzten Herzen, die aufgeklappte Miesmuschel am Strand, deren Schalen eine Herzform bilden oder Mohnblumen gegen blauen Himmel, Motive mit dem gewissen Etwas, professionell fotografiert und geschmackvoll präsentiert.

Regen gab es bekanntermaßen nicht, dunkle Wolken ganz anderer Art jedoch hingen schon den ganzen Tag über der Idylle von Bohnert: Zu Beginn deutete Organisatorin Kreuziger an, dass "Unter dem Himmel von Bohnert" einiges brodele. So hätten die Menschen, die sie seit sechzehn Jahren tatkräftig unterstützten, die Bühne aufbauten, schweres Gerät bewegten, Transporte übernähmen, bei Wind und Wetter und eben auch bei heftigen Regenfällen ihre Wochenenden dafür hingäben, Ermüdungserscheinungen gezeigt und gefragt, wie lange sie das Ganze denn noch machen wolle. "Ich kann sie so gut verstehen", sagte sie. Viele seien von Anfang an dabei, man werde nicht jünger, und nicht alle würden die Veranstaltung im Anschluss auch besuchen oder sich damit identifizieren. Den Dank ernte im Allgemeinen sie selber.

Eine kleine Umfrage unter den Ausstellern ergab von Kopfschütteln, Fassungslosigkeit und Ungläubigkeit viele Facetten eines einzigen Wunsches: Mit "Unter dem Himmel von Bohnert" soll es weitergehen. "Die Veranstaltung ist ein Kleinod", so Malerin Sabine Arndt. Auch die Riesebyerinnen Uschi Schröder, Edelgard Hetsch und Uschi Steinhagen waren sich bei Kaffee und Kuchen einig: "Es wäre schade für die Region, wenn es, "unter dem Himmel von Bohnert" nicht mehr gäbe."

Kurz vor Ende der Veranstaltung bat Kreuziger alle Aussteller zu einem Gespräch an die Bühne, schilderte sichtlich bewegt die Situation, aber auch die Resonanz des Tages: "Mir wurde heute immer wieder gesagt, es dürfe nicht sterben. Ich bin bereit, den künstlerischen Part weiter zu machen, brauche aberLeute, die die Transporte übernehmen." In diesem Jahr hätte man viele neue Auflagen zu erfüllen gehabt, musste achtzehn Verkehrsschilder aufstellen, vier Ordner für den Verkehr abstellen, Flatterbänder spannen und eine Schankgenehmigung beantragen.

Ihr Aufruf fruchtete. So konnte die Organisatorin am nächsten Tag mitteilen: "Es gibt schon schriftliche Angebote - es geht weiter!" Das wird auch die - was das Bohnerter Wetter betrifft - hart gesottenen Künstler nicht kalt lassen, über deren Solidarität Kreuziger sich schon beim Aufbau sehr gefreut hatte. "Kein einziger Aussteller hat beim Regen im Vorfeld gefragt, ob es stattfindet."

Wolfgang Dreesen
Letzte Aktualisierung: 06.07.2011

Quellenangabe und Copyright:
06.07.2011| Carola Flügel| Eckernförder Zeitung, shz.de