Gemeinde Kosel

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Kosel bekommt die Ehrenfahne des Europäischen Rats für besondere Leistungen im Sinne des europäischen Einigungsgedankens verliehen

"Es ist ein großer Tag für Kosel", sagte Bürgermeister Dr. Heinz Zimmermann-Stock in seinem Grußwort und sprach damit wohl allen Anwesenden Gästen aus dem Herzen. Neben vielen Bürgern und Gemeindevertretern, Vertretern von Vereinen und Verbänden sowie Kommunalpolitiker aus dem Amt nahmen auch Landrat Dr. Rolf-Oliver Schwemer und Dr. Johann Wadephul (MdB, CDU) als Mitglied der Parlamentarischen Versammlung des Europarats an der Übergabe der Ehrenfahne des Europäischen Rats teil. 15 Gäste aus der Partnerschaftsgemeinde La Mézière gaben dem Tag das würdige internationale Flair.


1986 unterschrieben die Vertreter der Gemeinden La Mézière und Kosel die Partnerschaftsurkunde, und seit dem gedeiht die Freundschaft der beiden Gemeinden mit jedem Jahr. Freundschaften wurden geknüpft und das Verständnis für einander gestärkt. Für dieses vorbildliche Leben des europäischen Gedankens erhielt nun Kosel nach La Mézière die Ehrenfahne. Damit folgt nun die zweite Stufe der europäischen Ehrung für die Schleigemeinde, die bereits vor 15 Jahren mit dem Europa-Diplom für die zehnjährige Partnerschaft ausgezeichnet wurde.

Das Protokoll des Europarats schreibt vor, dass die Ehrenfahne im Rahmen einer Feierstunde von einem Parlamentarier des Gremiums überreicht wird. Eine Aufgabe, die Johann Wadephul ganz offensichtlich gerne wahrnahm; ist der gebürtige Dithmarscher doch als CDU-Kreisvorsitzender und Bundestagsabgeordneter des Kreises auch in Kosel zuhause.

In tadellosem Französisch wandte er sich an die Gäste aus La Mézière, auf Plattdeutsch begrüßte er die Koseler. In seiner Rede war Wadephul bei aller Freude durchaus nachdenklich. Er erinnerte daran, dass Frieden und Freiheit auch in Europa noch nicht selbstverständlich seien. Mit Blick auf die politischen Verhältnisse in Weißrussland, kriegerische Begegnungen auf dem Balkan oder die anstehenden Wahlen in Russland, nannte er Frieden und Freiheit als zentrale Projekte Europas. "Es gibt jeden guten Grund, sich weiterhin für die Ziele Frieden und Freiheit einzusetzen", rief er den Anwesenden zu.

Ein aufmunternder Appell, der zuvor auch von Landrat Dr. Rolf-Oliver Schwemer aufgenommen wurde, der bei aller Begeisterung für die europäische Idee in Zeiten der europäischen Schuldendebatte mehr Offenheit und Ehrlichkeit von der Politik gefordert hatte. Bewegend waren die freundschaftlichen Worte der französischen Gäste. Gérard Bazin, Bürgermeister von La Mézière, stellte fest, dass es keine Zweifel darüber gebe, dass diese Seite der Geschichte, die zurzeit geschrieben werde, sich ins kollektive Gedächtnis einprägen werde.

Stolz und glücklich zeigte sich auch Dirk Christiansen, der als Vorsitzender des Kulturausschusses in Kosel maßgeblich an der aktuellen Gestaltung der intensiven Partnerschaft mitwirkt. Neben den regelmäßigen Treffen sei auch die Jugendarbeit ein wichtiges Element der stetigen Anstrengungen. Im diesem Rahmen dankte er "der Mehdorn-Stiftung" für die finanzielle Unterstützung zum technischen Aufbau einer Videokonferenz, die in beiden Partnergemeinden die Jugend verbinden solle. Dr. Margarete Mehdorn, selbst unter den Festgästen, konnte diesen Dank persönlich entgegennehmen und freute sich über die Erfolge der Partnerschaft.

In Kosel wurde an diesem Tag sichtbar, wie die Wunden von Krieg, Flucht und Vertreibung durch Freundschaft und Verständnis zur Wurzel der europäischen Integration wurden. Als Symbol weht nun in Kosel die Ehrenfahne des Europarats, die der Parlamentarier Johann Wadephul zwischen der Europahymne und der deutschen Nationalhyne sowie der Marseillaise feierlich übergab.

Der Tag, der bei strahlendem Sonnenschein und einem Gottesdienst, gehalten von Pastor Charles Ruppert, in der Kirche begann, setzte sich nach Feierstunde und Festumzug durch den Ort mit einem gemeinsamen Essen und Rahmenprogramm würdig fort. Am Abend fand zum Abschluss der inoffizielle Teil mit "Dans op de Deel" im "Koseler Hof" statt.

Angemessene, würdige Worte wurden gefunden; in den aktuellen politisch schwierigen Zeiten wurde auch gemahnt und angeregt, die europäische Idee weiter zu verfolgen. Schüler der Grundschulen aus Fleckeby und Rieseby hatten mit eigenen kleinen Darbietungen dieses Ziel zum Ausdruck gebracht. Sichtlich gerührt bemerkte Wadephul nach dem "Europa-Rap" der Riesebyer Kinder, dass es - im Angesicht der oft sehr komplizierten politischen Auseinandersetzungen und Diskussionen - erstaunlich sei, mit wie wenigen, deutlichen Worten die europäische Idee ausgedrückt werden könne, als die Kleinen überzeugt sangen: "Als Europas Kinder stehen wir auf die EU!".

Wolfgang Dreesen
Letzte Aktualisierung: 09.10.2011

Quellenangabe und Copyright:
05.10.2011 | Iris Haulsen | Eckernförder Zeitung, shz.de