
Folkflötist als moderner Rattenfänger
Von Carola Flügel - Aktualisiert am 28.04.2012
Ausverkauftes Konzert mit Multimusikinstrumentalisten von "Glenfiddle" im "Koseler Hof"
Im Hintergrund thronte das Schlagwerk von Drummer Olaf Koep, daneben stand an Perkussionsinstrumenten, was das Herz begehrt. Außerdem mehrere akustische Gitarren, eine Mandoline, die irisch-grasgrüne E-Gitarre von Andreas Petalas, die Geige von Sänger und Bandgründer Peter Simon, sowie das E-Piano von Jan-Taken de Vries - der geschaffene Platz war randgenäht und punktgenau genutzt. Was man nicht sah, de Vries hatte unzählige Flöten im Gepäck, deren Namen und Klang die meisten Gäste wohl noch nicht kannten. Von der filigranen "Tin Whistle" über Bass-, Alt- und Tenorblockflöte, von der Querflöte bis zum durchsichtigen, von innen rosa leuchteten Modell, gab es fast nichts, was er nicht dabei hatte.
Ähnlich voll sah es im Saal aus. Der ausverkaufte Gasthof mit seinen 160 Besuchern war gefüllt, die Servicekräfte kamen gerade noch durch - nur ganz vorne hatte man Platz gelassen. War doch von Anfang an klar, dass "Glenfiddle" auch Musik zum Tanzen macht. Was angenehm auffiel. Die große Altersspanne der Gäste. Das ganze Dorf schien gekommen zu sein. Im Laufe des Abends unterhielt de Vries das Publikum immer wieder mit Hinweisen auf die Plakate: "Eine Runde für die Band 9 Euro - Es ist so trocken hier..." - schon fand ein Tablett seinen Weg auf die Bühne, auf der genau diese eine Fläche noch frei war. Und der vielseitige Flötist bedankte sich bei den edlen Spendern mit atemberaubenden, verlockenden Sphärenflügen über grüne Hügel und weites Land, geerdet durch die Flöte, getragen durch die Effekte seines E-Pianos.
Die Band, die für Folk mit keltischen Wurzeln steht, hat sich von rein schottisch-irischer Musik durchaus auch mal entfernt. Mit ihren selbst geschriebenen Stücken liefert sie lebendige Jigs, Reels oder sanfte Balladen, die mit deftig rockigen Parts der E-Gitarre und Wahwah-Effekt enden können. Der hervorragende Schlagzeuger brilliert zwischendurch an indischen Tablahs und macht zur richtigen Zeit den richtigen Dampf. Sein Repertoire an Techniken und Klangkörpern umfasst mehr als nur klassischen Folk. Der Flötist kommt daher wie ein moderner Rattenfänger von Hameln: Ob er mit einer Hand Flöte spielt und mit der anderen das Rassel-Ei schwingt, ob er zwischen Keyboard und Blasinstrumenten fliegende Wechsel vornimmt oder singt, das Keyboard vom Ständer hebt und auf den Knien weiterspielt - die Leute staunen, mit Recht. Der Singer - Songwriter Peter Simon fasziniert durch die Bandbreite seiner Instrumente, seine Stimme ist da am besten, wo sie sich den Ursprüngen des Folk nähert. Der Grieche Andreas Petalas darf seine rockige Ader in ausgedehnte Soli ausleben, Vibratohebel an seiner E-Gitarre plus Hall vertiefen Folksongs zu sphärischen Rockstücken.
Drei Pausen danach und ein paar Bier später tanzte der ganze Saal. Die Band musste drei Zugaben geben und wurde erst vier Stunden nach dem ersten Takt von der Bühne gelassen. Erwin und Ingrid Meyer kannten die Band vorher nicht, gehören aber zu den Unterstützern des Koseler Hofs und finden den Abend gut. "Jeden Tag mach ich das auch nicht hören, aber ab und zu", so Erwin Meyer. Und fügte hinzu: "Wir haben einen so tollen Gastwirt bekommen." Wie sagte Frank Spack schon zu Beginn? "Ich lass die Band nicht gehen, ohne den nächsten Termin ausgemacht zu haben."

Letzte Aktualisierung: 28.04.2012
Quellenangabe und Copyright:
13.03.2012| Carola Flügel| Eckernförder Zeitung, shz.de
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