Gemeinde Kosel

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100 Besucher beim achten Heimatabend der Koseler CDU / bunter Strauß an Wissenswertem und Unterhaltsamen aus den Ortsteilen

In Kosel ist in den vergangenen Jahrhunderten viel passiert. Was alles, darüber informierten sich rund 100 Gäste beim bereits achten Heimatabend der Gemeinde im "Koseler Hof". Im Festsaal konnte CDU-Chef Egon Bülow viele Gäste begrüßen, und Bürgermeister Heinz Zimmermann-Stock führte souverän durch das Programm.


Eigentlich war alles wie immer an diesem Heimatabend in Kosel und doch - und das ist das Besondere an der Veranstaltungsreihe - war auch wieder alles neu. Immer wieder gelingt es den Machern des Abends, neue Themen zu präsentieren und hochkarätige Referenten zu gewinnen, die das bewährte Team mit neuen Beiträgen unterstützen. Mit Gerd Stolz kam ein ausgewiesener Kenner der schleswig-holsteinischen Geschichte. Der in Danzig geborene Autor, der bereits zahlreiche Bücher und Schriften veröffentlicht hat, sprach zur "Freiwilligen Kranken- und Verwundetenpflege im deutsch-dänischen Krieg 1864". Da seinerzeit ein verwundeter oder kranker Soldat nicht viel galt, weil er nichts zum Kriegserfolg beitragen konnte, gab es auch auf keiner der beteiligten Seiten eine Fürsorge für diese Männer. "Weder Staat noch Militär waren für die Versorgung ihrer Verletzen und Verwundeten zuständig und gerüstet", so Stolz. Er zählte daher eine beeindruckende Liste der Verbände auf, die Freiwillige in das Kriegsgebiet und damit auch nach Kosel schickten, um die Verwundeten unter denkbar schwierigen Bedingungen zu versorgen. Diese ganz überwiegend weiblichen Freiwilligen kamen aus dem ganzen Land, und für Dänemark reisten sogar Diakonissen aus Schweden an, um zu helfen. Obwohl die Zahlen eher eine Schätzung als gesicherte Angabe seien, dürfe man davon ausgehen, dass für rund 25 000 verwundete Soldaten gut 400 Freiwillige ihren Dienst am Menschen taten. "Sie waren die Samariter des Krieges", schloss Gerd Stolz unter großem Beifall.

Aber auch bei anderen Themen verschlug es den Zuhörern an diesem Abend die Sprache, so zum Beispiel, als Gerhard Wolff über den Seeadler referierte. Dabei nahm er die Anliegen der Projektgruppe Seeadlerschutz in Schleswig-Holstein auf, die als Zusammenschluss verschiedener Naturschutzverbände das Artenschutzprojekt Seeadler betreuen, das an der Christian-Albrechts-Universität in Kiel verankert ist. Mit imposanten Bildern und Anschauungsmaterial entführte Wolff die Zuhörer in die Welt des ästhetischen Riesen der Luft.

Dr. Edith Grünauer hatte in ihrem Beitrag zuvor den Verbleib und Zustand des Koseler Margarethenschranks beleuchtet. Margret Hansen hatte zur Gästebewirtung im letzten Jahrhundert gesprochen, und Heinz Bannick erzählte in seiner unnachahmlichen Art Wissenswertes über den inzwischen aus dem Ort verschwundenen Schröder-Hof. Dieser Rauchhof fiel 1915 den Flammen zum Opfer, wobei sich eine solche Hitze im Haus entwickelt haben soll, dass ein Zeitzeuge von "fliegenden Schinken" erzählte, die, unter der Decke hängend, derart aufgehitzt wurden, dass sie explodierten und über den gesamten Hof flogen.

Bevor Heinz Zimmermann-Stock in seinem Beitrag sagenhafte Geschichten um und aus Weseby erzählte, nahm Bernd Jacobsen als leidenschaftlicher Fotograf die Gäste mit auf einer Bilderreise durch Bohnert. "Geschichte beginnt heute", sagte er und begann mit einem Foto, auf dem der aktuelle Abriss eines Bohnerter Hauses zu sehen war. "Das werden Sie heute im Ort nicht mehr sehen", ermunterte er alle, stets mit offenen Augen durch die Heimatgemeinde zu gehen. Anhand verschiedener Objekte zeigte er die Veränderungen im Ort von gestern bis heute, und so mancher im Saal konnte sich noch an Dinge erinnern, die heute lange in Vergessenheit geraten sind.

Ein besonderes Schmankerl servierte einmal mehr Irmgard Goos und zauberte mit ihrer plattdeutschen Geschichte um einen Großvater und seine kleine, vorwitzige Enkelin allen Gästen ein Lächeln ins Gesicht. Zum Abschluss präsentierten, nach guter Manier, Heinz Zimmermann-Stock und Elke Menzel einen Sketch, diesmal "Geigen und Trompeten" nach einer Idee von Loriot. Damit gaben sie der Veranstaltung mit der feinen Würze tiefsinnigen Humors den letzten Schliff.

Zwischen den Vorträgen und zum Abschluss wurde gemeinsam gesungen. Die Texte lagen aus, so dass sich niemand drücken konnte, und das tat auch keiner. Die Stimmung war fröhlich, das Publikum gemischt über alle Alters-und Parteigrenzen hinweg. Der Koseler Heimatabend zeigte sich einmal mehr als das zusammenführende Forum - dem, der sich ernsthaft bilden und mehr über seinen Heimatort erfahren will und dem, der einen gemütlichen Abend im Kreise freundlicher Menschen sucht. Ein Abend, der die Menschen zusammenführte, wenn Egon Bülow zum Heimatabend einlädt, der so gar nichts von altbackener Heimattümelei hat, aber sehr viel von guter Geselligkeit in einem Ort, in dem es immer wieder Neues zu erzählen gibt.
 

Wolfgang Dreesen
Letzte Aktualisierung: 27.04.2012

Quellenangabe und Copyright:
14.11.2011 | Iris Haulsen | Eckernförder Zeitung, shz.de