

In Kosel steht Unkraut nun unter Schutz
Von Nadine Heggen - Aktualisiert am 26.07.2009
Durch ökologischen Anbau hat Susanne von Redecker auf ihren Äckern in Kosel ein Eldorado für Wildkräuter geschaffen. Ein Teil ihrer Fläche wurde nun zum bundesweit ersten Schutzacker erklärt.
Auf den ersten Blick wirkt er alles andere als spektakulär. Gelbe Blüten, gezackte Blätter und ein bis zu 25 Zentimeter langer Stängel kennzeichnen den Lämmersalat. Doch trotz seiner unauffälligen Erscheinung stand er gestern auf dem Biohof von Susanne Redecker in Kosel an der Schlei im Mittelpunkt.
Der Grund: Der Lämmersalat hat sich schlicht vom Acker gemacht - und das weltweit. Das zarte Pflänzchen steht auf der Roten Liste 1, ist somit vom Aussterben bedroht. Um so überraschter war Katrin Romahn vom Botanischen Verein Schleswig-Holstein, als sie ihn bei Erfassungen der heimischen Flora in Kosel fand. Auf einem Acker des Biohofes Schoolbek wächst der Lämmersalat mit anderen Wildkräutern munter vor sich hin - eine große Seltenheit. "Hier herrscht so eine Artenvielfalt, dass ich das Gelände glatt zum Eldorado der Ackerwildkräuter erklärt habe", sagt Romahn. Kein Wunder also, dass der Botanische Verein sofort den Bio hof Kosel vorschlug, als bundesweit Flächen für das Projekt "100 Äcker für die Vielfalt" gesucht wurden.
Skepsis machte die Artenvielfalt möglich
Gestern startete das Projekt, das Landwirtschaft und Artenschutz vereinen sollen, nun offiziell: Landwirtschaftsminister Christian von Boetticher (CDU) weihte in Kosel den ersten Schutzacker in ganz Deutschland ein. Inmitten von Wildkräutern und mit Blick auf den Holmer See lobte der Minister das Engagement der Hofbetreiberin Susanne von Redecker, die für das Projekt 16,5 Hektar Ackerfläche zur Verfügung stellt. "Selbst in Schleswig-Holstein haben wir ein Problem mit der Artenvielfalt. Deshalb brauchen wir Menschen wie Susanne von Redecker, die die Bewirtschaftung ihrer Flächen an den Artenschutz anpassen", so von Boetticher.
Die 51-jährige Susanne von Redecker setzt bereits seit knapp 20 Jahren auf ökologischen Anbau von Erdbeeren, Zucchini und Co. "Die chemischen Gebräue wurden uns damals immer unheimlicher", sagt sie. Und mit dieser Skepsis machte sie die Artenvielfalt auf ihren Äckern nach Meinung von Experten möglich.
Zuwendungsbescheid über 115.000 Euro
"Der Verzicht auf chemische Spritzmittel dient sowohl Ackerpflanzen als auch Feldvögeln", sagte etwa Helge Neumann von der Artenagentur Schleswig-Holstein, der auch die Auflagen erklärte, die mit der Unterschutzstellung verbunden sind. So darf auf Schutzäckern beispielsweise keine mechanische Unkrautbekämpfung betrieben werden. Außerdem sind Brachejahre vorgeschrieben, in denen die Vegetation auf den Äckern sich selbst überlassen werden muss.
Für Susanne von Redecker sind diese Auflagen kein Problem. "Was die Bewirtschaftung unserer Flächen betrifft, bleibt im Grunde alles so wie bisher. Mit dem Projekt bin ich aber nun in ein tragendes Netzwerk eingebunden und habe eine größere Sicherheit für meinen Betrieb."
Denn von dem Landwirtschaftsminister bekam sie nicht nur warme Worte mit auf den Weg, sondern auch einen Zuwendungsbescheid über insgesamt 115.000 Euro bis zum Jahr 2022. Die Stiftung Aktion Kulturland als Projektträger wird nun regelmäßig kontrollieren, ob der Lämmersalat auf den Flächen von Susanne von Redecker nach wie vor blüht und gedeiht. Gestern jedenfalls hegte niemand einen Zweifel daran.

Letzte Aktualisierung: 26.07.2009
Quellenangabe und Copyright:
03.07.2009| Nadine Heggen| Eckernförder Zeitung, shz.de
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