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Kunststoff in der Schlei: Verein Schleiinformations- und Erlebniszentrum startet eigenes Monitoring

„Wir sind in Schockstarre“, sagt Karl Walther, Vorsitzender des Vereins Schleiinformations- und Erlebniszentrum (SIEZ) und meint die Verunreinigung der Schlei mit geschredderten Kunststoffteilchen (wir berichteten) . Erst ganz langsam wird Walther und den Mitgliedern des Vereins, der sich dem Schutz und Erhalt der Schlei verschrieben hat, bewusst, was der Eintrag des Kunststoffes aus dem Ablauf der Kläranlage in Schleswig für Folgen hat.

„Wir wollen nicht über Schuld sprechen“, dazu können sie mit ihren begrenzten Möglichkeiten zu wenig sagen, macht Walther deutlich. Sie wollen konstruktiv dazu beitragen, den Schaden für die Schlei zu minimieren. Wie hoch der Schaden für die Schlei, für das Ökosystem und die Tierwelt am Ende ist, das sei noch gar nicht abzuschätzen. Es werde sie noch auf viele Jahre beschäftigen, davon ist Walther überzeugt.

Zunächst geht es um die Erfassung von Daten. Dazu hat der Verein ein eigenes Monitoring begonnen. An 17 Standorten entlang der Schlei zwischen Stexwig und Sundsacker im Norden halten sie den Verschmutzungsgrad mit Kunststoff im Spülsaum der Schlei auf der Fläche eines Quadratmeters mit einen Foto fest. „Am PC wird dann der Anteil an Kunststoffen ausgezählt.“ Sie lesen die Kunststoffpartikel nicht auf, sondern dokumentieren möglichst im Abstand von 14 Tagen die Veränderungen im Spülsaum. Sie wollen schauen, ob sie aus den Veränderungen Aussagen zur weiteren Entwicklung machen können.

Walther und seine Mitstreiter gehen davon aus, dass ein Großteil des Kunststoffes durch Algenbewuchs bereits auf den Schleigrund abgesunken ist. Durch den Bewuchs steigt das spezifische Gewicht und der Kunststoff sinkt. Sobald es das Wetter zulässt, werden Mitglieder des Vereins auf den Grund der Schlei tauchen und Proben nehmen, um ihre Vermutung zu überprüfen. Sie gehen davon aus, dass ab einem Wind der Stärke sechs die Partikel aus dem oberen Saum des Faulschlamms wieder mobilisiert werden. Über Strömung und Winddrift wird so auf Jahre hinaus immer wieder der Kunststoff an die Ufer gespült werden. „Die Uferreinigung bleibt eine sehr lange Aufgabe“, befürchtet Walther. Dabei könnten nach Schätzungen des Vereins nur fünf bis 20 Prozent der Kunststoff-Fetzen im Spülsaum abgesammelt werden.

Die größte Gefahr durch den Kunststoff sieht der SIEZ in der Umwandlung in Mikrokunststoffe, erklärt Walther. So würden die Plastikfetzen durch den Wellengang im Spülsaum mit der Zeit aufgerieben. Dieser Mikrokunststoff gelange dann, so die Vermutung des SIEZ, in die Nahrungskette und werde auch in Pflanzen eingebaut.

Um gemeinsam den Schaden zu reduzieren, sucht der SIEZ den Kontakt zu den Behörden und den Stadtwerken Schleswig. So hofft der Verein auf eine Vernetzung, um mit einem erweiterten Wissensstand gemeinsam Lösungen zu finden.

Für Karl Walther war der Beginn der Faulschlammbildung in den 20er-Jahren die erste große Kalamität für die Schlei. Die Verunreinigung mit Kunststoffabfällen jetzt ist die zweite Kalamität. In der Zukunft könnte es die mögliche radioaktive Belastung der Schlei sein, die durch Sickerwasser aus Bauschuttdeponien, wo Bauschutt von Kernkraftwerken abgelagert werden könnte, sein. Dirk Steinmetz

Wolfgang Dreesen
Letzte Aktualisierung: 22.03.2018

Quellenangabe und Copyright:
22.03.2018| Dirk Steinmetz| Eckernförder Zeitung, shz.de