Gemeinde Kosel

Teilen:

Erneut machten sich Heinz Zimmermann-Stock, Heinz Bannick und Bernd Jacobsen auf die Suche nach Geschichte und Geschichten. Diesmal waren sie in Weseby unterwegs, wo anno 1946 eine Kuh für 400 Mark gestohlen wurde und ein wütiger Fürst einst eine Wasserburg erbaute.

Wenn sich Heinz Zimmermann-Stock, Bernd Jacobsen und Heinz Bannick zur historischen Wanderung in und um Kosel auf den Weg machen, müssen sie sich über fehlendes Interesse keine Sorgen machen. Drei Mal waren die Geschichtsliebhaber bereits unterwegs, um Kosel, Bohnert und Missunde zu erkunden. Am Sonnabend stand Weseby auf dem Programm der historischen Wanderung, und mehr als 50 Interessierte waren dabei. Darunter auch das Ehepaar Schmidt, das ursprünglich aus Hamburg kommend, seit vielen Jahren Wochenend-Wesebyer sind. Sie seien ein bisschen traurig gewesen, bei den ersten beiden Wanderungen nicht dabei gewesen zu sein. Daher freute es sie besonders, dass sie es nun bei strahlendem Sonnenschein schafften, in Weseby dabei zu sein.

1462 sei der Ort zum ersten Mal erwähnt worden, informierte Zimmermann-Stock. Menschen hätten aber, so belegen es Ausgrabungen, bereits viel früher in Weseby gesiedelt. In der Blütezeit Haithabus, als schwedische Nordmänner nahe Schleswig Handel betrieben, sei Weseby gemeinsam mit Kosel der Schlafplatz der Wikinger gewesen. Alle Kriege, die das Land überzogen hätten, hätten auch ihre Spuren in Weseby hinterlassen - deutlich zu sehen an den Laufgräben des Kriegs 1864. "Weltgeschichte wurde hier nicht geschrieben", sagte Heinz Bannick am Rande der Wanderung, "aber viele kleine Geschichten haben sich hier zugetragen, die es zu erzählen lohnt".

Schon beim ersten Halt, am Hof der Familie Julius Koch unterhielt Heinz Bannick die Gruppe mit der legendären Geschichte um eine "schwarz geschlachtete Kuh" im Hungerwinter 1946/47, der sogar ein Gedicht gewidmet wurde. Vielleicht nicht ganz so heiter, dafür sagenumwoben ist die Legende der Weser-Burg. In Weseby soll eine Wasserburg gestanden haben, von einem bösen Fürst erbaut. Als sich im 14. Jahrhundert mutige Ritter gegen den Fürsten verbündeten, soll es ihnen nach langer Belagerungszeit gelungen sein, die Burg nieder zu brennen. Der Fürst Weser soll sich, zusammen mit seiner frommen Schwester, in die Flammen gestürzt haben, um mit seiner Burg unter zu gehen. Dort, wo einst die Weser-Burg stand, sollen einige Häuser Wesebys errichtet worden sein und so mancher will sich noch an einen so genannten Schlossgraben erinnern.

Mit großem Fachwissen und einem erstaunlichen Fundus an Materialien hatten Heinz Zimmermann-Stock, Bernd Jacobsen und Heinz Bannick die Wanderung durch Weseby vorbereitet. "Es ist sagenhaft, wie viel Material die Menschen hier noch auf den Boden oder in Schränken liegen haben", erläuterte Bannick die Quellen der Heimatforscher. Wobei er einschränkte, dass das meiste Material erst die Zeit nach 1780 beleuchte. Im Jahr 1796 habe es die erste große Landvermessung gegeben, für die noch gutes Quellenmaterial vorliege, aber auch Dokumente über Nachbarschaftsstreitigkeiten und Gerichtsbeschlüsse hätten sie finden können. Und wo die Quellen im Ort nicht ausreichten, da machten sich die Initiatoren der historischen Wanderungen auf den Weg ins Schleswiger Landesarchiv, wo es viel zu entdecken gäbe.

Die historische Wanderung - in der Gemeinde Kosel gehört sie bereits zur guten kulturellen Tradition. Zu den ersten beiden hat es sogar kleine, lesenswerte Dokumentationen gegeben. "Wir hinken noch mit dem dritten Band hinterher", sagte Bernd Jacobsen schmunzelnd, "aber wenn es irgendwie möglich sei, solle auch Weseby noch in einem Büchlein festgehalten werden. Großer Zeitdruck entsteht dabei aber nicht - die sichtbare Geschichte läuft so schnell nicht weg.

 

 

Wolfgang Dreesen
Letzte Aktualisierung: 15.09.2009

Quellenangabe und Copyright:
15.09.2009 | Iris Haulsen | Eckernförder Zeitung, shz.de