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Jutta Kreuziger wird 2019 nach 25 Jahren letztmalig „Unter dem Himmel von Bohnert“ organisieren

Nicht nur in den großen Städten ziehen Kunst und Kunsthandwerk die Besucher an. Auch im ländlichen Raum haben Kunst und Kunsthandwerk eine Bedeutung. Jutta Kreuziger (67) aus Bohnert kennt sich in der Kunst-Szene aus. Seit vielen Jahren organisiert sie die Veranstaltung „Unter dem Himmel von Bohnert“. Doch 2019 soll für sie Schluss sein.

Frau Kreuziger, in diesem Jahr organisieren Sie zum 24. Mal die jährliche Kunstveranstaltung „Unter dem Himmel von Bohnert“. Fast 30 Künstler sind jedes Jahr dabei. Wie erklären Sie sich deren großes Interesse?

Jutta Kreuziger: Das Interesse resultiert aus der Atmosphäre und dem Ambiente. Es ist die besondere Kombination aus Musik und ausstellenden Künstlern auf der grünen Wiese, die die Atmosphäre ausmachen, wobei Künstler wie Musikensembles eine gewisse Qualität mitbringen. Alle Musiker treten ohne Gage auf, da die Veranstaltung einen karitativen Charakter hat, wir spenden für wohltätige Zwecke. Es ist die Mischung aus Kunst und Kunsthandwerk, präsentiert auf der grünen Wiese, die Künstler und Besucher begeistert.

Man sollte meinen, nach so vielen Jahren kennt man alles, hat jeden Künstler schon einmal präsentiert. Wie gelingt es Ihnen, jedes Jahr neue Künstler zu gewinnen?

Ich werde sehr viel zu Vernissagen eingeladen, lerne dort neue Künstler kennen und komme ins Gespräch. Unter dem Himmel von Bohnert hat inzwischen einen großen Bekanntheitsgrad und genießt einen guten Ruf. Auch wenn viele Künstler Interesse haben, so sind gerade neue Künstler etwas zögerlich, da eine Open-Air-Veranstaltung auch immer mit einem Wetterrisiko verbunden ist. Oft besuchen Künstler die Ausstellung als Besucher und bekunden ihr Interesse, an einer Ausstellung teilnehmen zu können.

Können Sie ermessen, welche Bedeutung die Veranstaltung für die Künstler hat? Von Bohnert in die weite Welt?

Natürlich möchten alle Künstler ihre Werke präsentieren und bekannter werden. So eine Ausstellung bringt unbekannte und etablierte Künstler zueinander, es entwickelt sich eine vernetzende Energie und es werden neue Kontakte geknüpft. Von Bohnert in die weiteWelt trifft tatsächlich auf Heino Karschewski, Helmut Klein und Eckhard Kowalke zu. Die fanden sich 2004 hier bei einer Ausstellung zusammen und stellten dann gemeinsam in San Francisco aus. Der Kontakt kam über Frank Fischer zustande, der ihre Arbeiten dem deutschstämmigen Walter Benda zuordnete. Für acht Wochen waren dann die Arbeiten der drei in Kalifornien zu sehen.

Was macht „Unter dem Himmel von Bohnert“ so einzigartig?

Kunst ist inzwischen nicht mehr elitär. Sie ist einer breiten Bevölkerung zugänglich und verbindet Menschen. Das gelingt eben besonders in Bohnert. Hier kommen die Besucher sehr schnell mit den Künstlern ins Gespräch, während es immer noch eine Hemmschwelle sein kann, in Galerien zu gehen. In der entspannten Atmosphäre auf der grünen Wiese ist der Kontakt sehr viel einfacher, und die Künstler freuen sich über ein interessiertes Publikum.

Aber es sind ja nicht nur die Künstler, die Interesse an der Veranstaltung haben, auch die Besucher sind Ihnen ja treu. Was ist der Schlüssel des Erfolges?

Ich denke, das erklärt sich durch das Ambiente, das ich schaffe, das es einfach selten gibt. Es sind die weißen Pavillons, der liebevolle Blumenschmuck, eine gepflegte Cafeteria, der Wein- und Sektstand und die vielen Details, die das wunderschöne Gesamtbild ausmachen, eben keine Grillrauchschwaden, keine üblichen Imbissstände. Wenn dann noch das Wetter mitspielt, wandeln die Besucher in der mediterran wirkenden Atmosphäre von Pavillon zu Pavillon, genießen einen Wein oder lauschen der Musik. Es ist eine gelungene Mischung aus ländlichem Charme und kultivierter Feierkultur.

Macht Ihnen selber der Besuch der Veranstaltung Spaß, oder sind Sie zu angespannt?

Angespannt bin ich nur hinsichtlich des Wetters, natürlich ist es nie Routine. Ich kann organisieren und hinter mir steht ein tolles Team, das genau weiß, was zu tun ist. Die Sorge gilt bei einer Open-Air-Veranstaltung immer dem Wetter. Dabei habe ich das ganz große Glück gehabt, dass Bohnert noch nie ins Wasser gefallen ist. Der Aufbau fand oft im Regen statt, aber die Veranstaltung war meistens sonnig, ein paar Regenschauer taten der Stimmung keinen Abbruch.

Wie weit ist die Planung für dieses Jahr? Gibt es schon einen Termin?

Die Vorbereitungen laufen das ganze Jahr hindurch. Der Termin für 2018 ist der 7. Juli.

Sie sollen sich ja langsam aus der Organisation zurückziehen, hört man. Trifft das zu?

Ja, im Jahr 2019 gibt es eine Silberhochzeit mit der Veranstaltung, das ist ein guter Zeitpunkt, um aufzuhören. Der Koseler Bürgermeister bedauert das sehr und hofft, dass es jemand fortführt. Vor fünf Jahren hätte ich noch nicht aufhören können, aber alles hat seine Zeit. 25 Jahre hat mich dann ein tolles Helferteam unterstützt. Ich hoffe, dass wir dann ein großes Finale erleben und uns schöne Erinnerungen bleiben.

Wird Ihnen die Veranstaltung fehlen?

Ich glaube, es wird so sein, wenn ich mit viel Freude auf einen langen Zeitabschnitt blicken werde, den ich nicht missen möchte. Es haben sich so unglaublich viele Kontakte ergeben. Als bekannt wurde, dass ich aufhöre, haben sich viele Musiker gemeldet, die in 2019 noch einmal dabei sein wollen. Das hat mich sehr berührt. Sie möchten noch einmal auftreten, „weil es so schön ist“, wie Nora Blumenau sagte. Mit der Laurentia-Stube in der Alten Schule und den Ausstellungen dort hat sich etwas Neues entwickelt, was mir auch viel Spaß macht – und dort bin ich wetterunabhängig. Interview: Dirk Steinmetz

Wolfgang Dreesen
Letzte Aktualisierung: 26.03.2018

Quellenangabe und Copyright:
26.03.2018| Dirk Steinmetz| Eckernförder Zeitung, shz.de