„Wir müssen zur Selbsthilfe greifen“
Von Jana Kringel - Aktualisiert am 05.08.2015
Schilfinsel am Missunder Noor treibt zum zweiten Mal an das gegenüberliegende Ufer / Gemeinde bekommt keine Unterstützung durch Ämter
MISSUNDE: Über eine halbe Stunde waren die Seenotretter dabei, die 100 Meter lange und 30 Meter breite Schilfinsel wieder an das südliche Ufer des Missunder Noors zu verfrachten, von wo sie gekommen war. „Vor zwei Jahren hat sie sich vom Ufer gelöst und ist seitdem in Bewegung“, erklärte Bürgermeister Hartmut Keinberger. Zum zweiten Mal hat sie dann gestern das Missunder Noor bis an das Ufer des Campingplatzes Wees überquert. Erste Beschädigungen am benachbarten Anleger habe es bereits gegeben, anliegende Boote müssen im Auge behalten werden, notfalls an den Steg des Campingplatzes umgelegt werden – so, wie gestern.
Als die Anlieger erste Bedenken äußerten, wandte sich der Bürgermeister an zahlreiche Behörden–nicht zum ersten Mal an das Wasser-und Schifffahrtsamt Lübeck. „Es ist nach der Bewertung des WSA Lübeck weiterhin so, dass von der Schilfinsel keine unmittelbare Gefahr für die Schifffahrt ausgeht“, heißt es in einem Schreiben des Amtes an den Bürgermeister. Es sei nur zuständig, wenn die Insel in das Fahrwasser gerate. Auch die Kontaktaufnahme zur Unteren Naturschutzbehörde, die ihn am Ende an die Untere Wasserbehörde verwies, blieb ohne Erfolg. Dort erfuhr er, dass auch von dieser Seite nichts gegen den schwimmenden Koloss unternommen werden könne, man sei dafür nicht zuständig, er müsse sich an das Wasserund Schifffahrtsamt Lübeck wenden – ein Teufelskreis also.
„Wir müssen zur Selbsthilfe greifen“, machte Hartmut Keinberger gestern ganz deutlich. Während die Seenotretter die Insel schwerlich wieder an das andere Ufer beförderten, telefonierte er, sprach mit Wehrführer Marco Wolfmüller und Thomas Jakobs, Mitbetreiber des Campingplatzes, über mögliche Lösungen.
20 Zuschauer aus Urlaubern und Anwohnern hatten sich am Steg des Platzes versammelt, um das Naturschauspiel und den Versuch, diesem ein Ende zu setzen, aus nächster Nähe zu betrachten. Darunter auch Urlauber Volker Meyer aus Osterholz Scharmbeck, der ein kleines Boot „als Urlaubsspaß“ am Anleger hat. „Das zeigt uns wieder einmal, wie mächtig die Natur ist“, sagte er. Eine wirkliche Gefahr für die Schiffe sieht er aber nicht: „Für die, die den Anlieger längerfristig nutzen, ist es sicher eine Einschränkung. Ansonsten muss man einfach etwas aufpassen.“ Die Versicherungsfrage habe aber auch er sich schon gestellt. Vom Campingplatz Wees sei er jedoch gut über die etwas anderen Umstände vor Ort informiertworden, als er seinen Urlaub antrat.
„Wir müssen eine landseitige Verbindung schaffen. Von den Behörden werden wir keine Hilfe bekommen“, bedauerte Keinberger. Die ersten Maßnahmen wurden schnell in die Wege geleitet: Der Feuerwehrdienst am Abend wurde an das Missunder Noor verlegt, der Sohn des Bürgermeisters wollte sich um Seile und weitere Anker kümmern – so der Plan, der gestern Vormittag geschmiedet wurde. Einen Anker hatte Anwohnerin und Camperin Karin Gode bereits auf die Schnelle besorgt. „Eigentlich war der zur Dekoration gedacht“, verabschiedete sie sich von dem wertvollen Hilfsmittel. Für das Projekt Schilfinsel am Abend war also erst einmal alles geklärt. Jana Kringel
Letzte Aktualisierung: 05.08.2015
Quellenangabe und Copyright:
05.08.2015| Jana Kringel| Eckernförder Zeitung, shz.de
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