Und ewig lockt die Schlei
Von Alf Clasen - Aktualisiert am 14.08.2017
Wolfgang und Vera Fluhr liegen seit drei Jahrzehnten mit ihrer Segelyacht in Missunde – und genießen die Idylle des Gewässers
Der eine liebt seinen Wohnwagen, der andere bevorzugt die Ferienwohnung. Einer möchte Urlaub auf dem Bauernhof machen, ein anderer sucht nach den schönsten Wohnmobil-Stellplätzen: In einer Sommer-Serie stellen wir verschiedene Unterkünfte in der Region vor und berichten, wer sich dort einquartiert. Heute: der Yachthafen von Missunde.
BRODERSBY/KOSEL Wer seinem Hobby und dem Revier so lange die Treue hält, der muss beides lieben. Seit 1987 haben Wolfgang und Vera Fluhr (beide 66) ihr Segelschiff im Yachthafen von Missunde (Kosel) liegen. Unzählige Wochenenden und Urlaube haben die beiden Hamburger in den zurückliegenden drei Jahrzehnten auf der Schlei verbracht. „Hier kann man herrlich abschalten“, sagt Wolfgang Fluhr. „Nach nur wenigen Stunden hat man das Gefühl, man wäre wochenlang weg von zu Hause.“ Und wenn das Schiff den Hafen verlassen hat, die Segel hoch sind und nur noch das Plätschern des Wassers am Bug zu hören ist – dann sind er und seine Frau endgültig ganz in ihrem Element.
Ihr erstes Boot hatten sie in einem Hafen in Finkenwerder festgemacht. Aber das Gezeitensegeln auf der Elbe war nicht ihr Ding. „Man ist manchmal stundenlang gesegelt, ohne richtig voranzukommen“, erinnert sich Wolfgang Fluhr. Also suchten sie ein passenderes Gewässer und wurden fündig. „Die Schlei“, schwärmt Vera Fluhr, „ist ein tolles Segelrevier.“
Seit anderthalb Jahren sind der Lehrer und die Zahntechnikerin im Ruhestand. Eigentlich wollten beide die neu gewonnene Freizeit in diesem Sommer auch mal für einen längeren Törn auf der Ostsee bis nach Schweden nutzen. Aber das schlechte Wetter hat sie bislang davon abgehalten. Und so liegen sie derzeit mit ihrer „alfine“, eine 28 Fuß lange Yacht vom Typ Dehler, weiter in der Enge von Missunde und starten von hier aus zu kleineren Touren auf der Schlei. Das Schöne an diesem Standort sei, erklärt der Segler, dass man von hier je nach Windrichtung aufbrechen könne. Entweder schleiaufwärts zur Großen Breite oder in die andere Richtung nach Maasholm und auf die Ostsee. Beides habe seinen Reiz. „Die vielen Buchten, in den man ankern kann, und die Häfen – ich finde die Schlei wunderschön“, betont der Hamburger.
Davon hat sich am Tag unseres Besuches auch eine befreundete Familie aus Ulm überzeugen können, mit der Wolfgang und Vera Fluhr gerade bis nach Lindaunis und wieder zurück nach Missunde gesegelt sind. „Unsere Freunde sind auch ganz begeistert“, berichtet Wolfgang Fluhr stolz.
Und dennoch blickt seine Frau auch ein bisschen neidisch auf das geräumige Wohnmobil, mit dem ihr Besuch aus Ulm in seinem Urlaub unterwegs ist. „So ein Hymer, in dem man überall stehen kann, ist schon ein bisschen bequemer als ein enges Schiff“, findet Vera Fluhr – und fängt sich gleich einen Konter ihres Mannes ein. „Dafür kommst du mit dem Hymer nicht mehr vorwärts, wenn du den Motor abstellst“, sagt der und lacht.
Und so ist für das Ruheständler-Paar klar, dass es auch in den kommenden Jahren viel Zeit auf seinem Segelboot verbringen will – auch wenn sich Wolfgang Fluhr mittlerweile verstärkt der Malerei zuwendet und gerade erst in Hamburg seine erste Ausstellung hinter sich gebracht hat. Ob die „alfine“ weiter in Missunde liegen wird, ist indes ungewiss. Seitdem der Betreiber des Yachthafens mit seinen 110 Liegeplätzen gewechselt habe , habe sich einiges zum Schlechteren verändert, hat Wolfgang Fluhr festgestellt. Der Steg verfalle zusehends, und einige langjährige Stammgäste hätten den Hafen verlassen, um einer möglichen Kündigung zuvorzukommen. „Aber wahrscheinlich haben wir Glück und können hier liegen bleiben.“
Alf Clasen
Letzte Aktualisierung: 14.08.2017
Quellenangabe und Copyright:
15.08.2017| Alf Clasen| Eckernförder Zeitung, shz.de
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