Buchfink und Fitis – wer pfeift wie?
Von Iris Haulsen - Aktualisiert am 07.05.2014
Biologin gibt Tipps zur Vogelbestimmung mit Tonbandaufnahmen. Auf Exkursionen üben die Teilnehmer verschiedene Vögel anhand ihrer typischen Melodien und der von ihnen gepfiffenen Tonfolgen zu erkennen.
Jeder von uns hat schon mal die schmetternden Rufe des Buchfinks gehört, ungeahnt die feinen, hohen Töne des Rotkehlchens vernommen oder dem monotonen „wize-wize-wize“ der Tannenmeise gelauscht – zumeist, ohne das Rufen einem Vogel zuordnen zu können. Diplom-Biologin Kirsten Giese hat es sich zur Aufgabe gemacht, interessierten Menschen dabei zu helfen, Vogelstimmen zu identifizieren und zuzuordnen.
In einer mehrteiligen Vortags-und Erlebnisreihe begibt sie sich dafür zusammen mit ihren Kursteilnehmern auf die Spur der verschiedenen Vögel, die sich in ihren besonderen Lebensräumen als wahre Konzertmusiker zu erkennen geben, wenn man ihre Darbietungen denn erkennen kann. Kürzlich war Giese zusammen mit zehn Exkursionsteilnehmern im Wald unterwegs. Zuvor hatte es in Kosels Alter Schule theoretischen Unterricht mit Tonaufnahmen und kleinen Filmsequenzen der typischen Waldvögel gegeben, um sich auf das vorzubereiten, was der Wald in den frühen Abendstunden an Konzertteilnehmern bereit hielt. In einer übersichtlichen Tabelle hatte die Biologin zusammengetragen, welche Vögel zu erwarten waren: Buchfink, Zaunkönig und Fitis, Singdrossel, Amsel und Rotkehlchen, Buntspecht, Kleiber, Sommergoldhähnchen und Tannenmeise sollten im Wald anzutreffen sein. Matti (8) war mit seiner Schwester Lucy und Oma Ingelore Bade aus Holtsee gekommen und machte sich schon während der Theorielektion fleißig Notizen – schließlich wollte er gut vorbereitet in die Natur starten. „Vögel zu beobachten und ihnen zuzuhören, macht ihm einfach Spaß“, sagte Ingelore Bade, die aus Interesse gleich einen Familienausflug mit dem Seminar verband. Auch Brigitte Lasius aus Gettorf freute sich schon vor Beginn des Ausflugs auf die neuen Erkenntnisse. „Wenn man täglich so viele Vogelstimmen im eigenen Garten hört, möchte man auch wissen, wen man zu Gast hat“,erklärte sie ihr Interesse, und für Manfred von Rönn aus Norby war die Führung genau nach seinem geschmack.
Kirsten Giese konzentrierte sich an diesem Abend gezielt auf ausgewählte Vorgelarten, die sie selbst in der Vorbereitung auf das Seminar im Möhlhorster Wald schon gehört und beobachtet hatte. „Manchmal ist weniger mehr und zu viel Information verwirrt dann eher“, sagte sie zu Beginn des Seminars. „Vogelstimmen mit System“ lautet daher ihr Seminaransatz, den sie immer wieder durch anschauliches Übersetzen der Vogelstimmen lebendig gestaltete. Wer den Buchfink nur als kräftigen Sänger mit schmetternder Kurzstrophe mit Endschnörkel in die System-Tabelle einordnen konnte, hört ab jetzt den wahren Text „Ich, ich, ich trink gern würz'ges Bier.“ Und wer die Singdrossel mit rhythmischen Gesang, kurzen Motiven und Wiederholungen kennt, wird ab jetzt immer ganz genau hinhören, wenn irgendwo im Wald der Ruf nach „David! David! David“ ertönt. Vogelstimmen nachzuforschen bedeutet, das wurde den Teilnehmern deutlich, genau hinzuhören und auch die feinsten Unterschiede zu erkennen. Es bedeutet, Ruhe mitzubringen und Zeit, um die Tiere zu finden und ihnen zuzuhören, und es bedeutet, viel Gelassenheit und Freude mit nach Hause zu nehmen, wenn man die Stimmen erkannt und das Konzert genossen hat. Das Seminar von Kirsten Giese bereitete Freude und vermittelte ein besonders inniges Gefühl für die Natur und ihre großen Schätze und Kunstgenüsse – vorgetragen, von kleinen gefiederten Wesen.
Letzte Aktualisierung: 07.05.2014
Quellenangabe und Copyright:
30.04.2014| Iris Haulsen| Eckernförder Zeitung, shz.de
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