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Schleiinformations- und Erlebniszentrum Kosel stellt Karte mit Darstellung möglicher neuer Uferlinien infolge von Meeresspiegelanstieg vor

Viele Flächen in Kosel würden unter Wasser stehen, sollte der Wasserstand der Schlei, respektive der Meere, um rund einen Meter bis 2100 steigen. Wie sich die Uferlinie der Schlei verändern würde, und welche Flächen und Anlagen davon betroffen sein könnten, das visualisiert eine Karte, die der Verein Schleiinformations- und Erlebniszentrum Kosel (SIEZ) Montagabend über 60 Interessierten im Koseler Hof vorstellte.

„Wir wollen kein Drohszenario aufbauen, sondern zeigen, was passieren kann. So können sich Gemeinden langfristig vorbereiten“, sagte Karl Walther, Vorsitzender des Vereins. Die Daten der Karten basieren auf wissenschaftlichen Ergebnissen, die die Landesregierung bereitstellte, so Walther weiter. Es gehe dem Verein nicht darum, Verursacher von Klimaänderung und Meeresspiegelanstieg zu benennen, sondern auf der Basis von „robusten Tendenzen“ ein Szenario vorzustellen. Das norddeutsche Klimabüro habe sechs solcher Szenarien für Norddeutschland erarbeitet. Der Verein SIEZ habe für seine Karte den schlimmsten Fall angenommen, wonach der derzeitige Meeresspiegelanstieg von rund zwei Millimeter im Jahr unverändert bis 2100 andauere. Danach sei mit rund 80 Zentimeter höherem Wasser zu rechnen plus 20 Zentimeter, die durch Schwankungen des Wasserstands durch Wind hinzukämen, wie Walter ausführte.

In der Darstellung, die auf der Basis von Karten des Landesvermessungsamtes erarbeitet wurden, sind mit grün die Bereiche dargestellt, die bei einem Wasserstand ein Meter über dem heutigen Wasserpegel überflutet wären, erklärte Vereinsmitglied Jeppe Scheidt vom NV Verlag. Pink sind die Bereiche dargestellt, die bei zwei Meter Hochwasserereignissen überflutet sind. Lila schließlich sind die Bereiche markiert, die bei extremen Hochwasserereignissen mit drei Metern Höhe überflutet werden. Die Genauigkeit der Karten liege bei einem Meter, so Scheidt.

Vorstandsmitglied und Bürgermeister Hartmut Keinberger führte die Zuschauer, unter ihnen Bürger aus Rieseby, Fleckeby aber auch Eckernförde und aus Angeln, entlang des Schleiufers. Dabei ging zuweilen ein Raunen durch die Zuschauerreihen, immer dann, wenn weite Fläche plötzlich überflutet wurden. So beispielsweise im Bereich die Niederung zwischen Weseby Richtung Norden zum Steilufer des Waldes. Der See bei Weseby jedenfalls würde fast bis an die Grundstücke der Straße Schleiblick reichen. Eng würde es auch in Missunde werden, so Keinberger. Der dortige Uferweg wäre bei einem Meter höherem Wasser überflutet. Fast zu einer Insel würde der Ort Missunde werden. Lediglich über die L 179, die auf einem höheren Rücken liege, würde den Ort noch mit Schwansen verbinden, so Keinberger. Dramatisch weit ins Landesinnere aufsteigen würde auch die Koseler Au. Auch das Ornumer Noor würde deutlich größer werden und Bohnert näher ans Wasser bringen. Unberücksichtigt sei in der Karte die Auswirkung des Rückstaus, wenn Auen oder Gräben nicht mehr in die Schlei entwässern könnten, ergänzte Walther.

Die Vorstellung der Karte sei der erste teil der Aufgabe, die die Koseler Gemeindevertretung dem Verein übergab. Nun gehe es darum, die potenziellen Schäden durch die hohen Wasserstände zu ermitteln, sagte Walther. Anhand von vorliegenden Katasterkarten und Mittelwerten könnten sie nun eine Schadenspotenzialanalyse vornehmen. Darüber hinaus würden sie bei Bedarf gerne die Landeigentümer ansprechen, um Details zu klären, sagte Walther. Bis Jahresende solle die Arbeit abgeschlossen sein, so der Wunsch von Keinberger.

Kritik an den Wasserhöhen und den Annahmen des Anstiegs von zwei Millimeter brachte unter anderem der Koseler Bernhard Wendt vor. Für Claus Müller aus Eckernförde sei es hingegen unerheblich, ob der Anstieg bis 2100 erfolge oder bis dahin nur 70 Zentimeter höheres Wasser zu erwarten sei. Hinzu kämen noch Senkungen des Bodens. In diese Diskussion mochte SIEZ nicht einsteigen, wie Walther feststellte. Sie hätten auf anerkannte „robuste Tendenzen“ gebaut, und Auswirkungen visualisiert. Sie selber würden keine Klimaprognosen machen, betonte Keinberger, sie lieferten eine grafische Darstellung eines Szenarios. Mit viel Applaus wurde die Vorstellung belohnt. Thies Meeves aus Fleckeby lobte die Präsentation, die nun allen Gelegenheit gebe, sich Gedanken zu machen.

Amtsdirektor Gunnar Bock, der als Betroffener Privatmann im Falle eines starken Wasseranstiegs aus Fleckeby anwesend war, stellte fest, dass die Darstellung zur Sensibilisierung der Bürger beitrage. So könnten vielleicht die Anstrengungen zur Verhinderung des Meeresspiegelanstiegs gesteigert und der Klimaschutz intensiviert werden.

Dirk Steinmetz
Wolfgang Dreesen
Letzte Aktualisierung: 20.01.2016

Quellenangabe und Copyright:
20.01.2016| DIrk Steinmetz| Eckernförder Zeitung, shz.de